"Spiel im Morgengrauen" in der Josefstadt
In der ORF Erfolgsserie "Schlawiner" verkörpert der Wiener Schauspieler Christian Dolezal die Figur des Andreas, einen Aufschneider und Chaoten mit kleinkriminellen Neigungen. Dass Dolezal nicht nur in komödiantischen Gustostückerln gute Figur macht, beweist er unter anderem mit einer Bühnenadaption von Arthur Schnitzlers Novelle "Spiel im Morgengrauen".
8. April 2017, 21:58
Gemeinsam mit Hermann Beil hat Dolezal Schnitzlers Novelle auf die Bühne gebracht. Zu sehen war die Produktion bereits in Mazedonien, am Berliner Ensemble und sogar in Chicago. Nun zeigt Christian Dolezal seine theatrale Interpretation von Schnitzlers "Spiel im Morgengrauen" auf der Probebühne des Theaters in der Josefstadt.
Kulturjournal, 04.04.2013
Männerrituale und Revierkämpfe, ausgetragen an einem Spieltisch im Badener Casino. Dort, wo der Herr aus der feinen Gesellschaft auf den kleinen Leutnant trifft, der Aristokrat auf den neureichen Kapitalisten, braut sich die Katastrophe zusammen. Arthur Schnitzler, der es wie kein anderer Autor verstanden hat, die seelischen Abgründe seiner Zeitgenossen auszuleuchten, erzählt in seiner Novelle "Spiel im Morgengrauen" die Geschichte des jungen Leutnants Wilhelm Kasda, der in einer Nacht im Casino zuerst tausend Gulden gewinnt, um daraufhin alles zu verlieren. Ein ganzes Menschenleben – verdichtet auf 36 Stunden.
Ungewohnt leise Töne schlägt Christian Dolezal, bekannt aus der ORF-Comedyserie "Schlawiner", in seinem Theatersolo "Spiel im Morgengrauen" an. In Zusammenarbeit mit Hermann Beil hat Dolezal einen Theaterabend gestaltet, der auf Bühnentricks verzichtet. Die Theatermaschine wurde auf ein Minimum heruntergefahren. Theater pur sozusagen, reduziert auf Körper und Sprache, auf die Variation von Tempo und Tonlage. Der Zuschauer dürfe sich ganz und gar auf Schnitzlers fein ziselierte Prosa konzentrieren, sagt Christian Dolezal.
Wie gewonnen so zerronnen
Es ist der schnöde Mammon, der die Handlung von "Spiel im Morgengrauen" voranpeitscht - bis zur finalen Katastrophe. Das Glücksspiel wird bei Schnitzler zum Sinnbild für die Kontingenz der menschlichen Existenz, der Mensch wird zur Marionette, getrieben von Zufällen und von der Macht des Geldes.
Auf vordergründige Aktualisierungen, die sich anbieten mögen, etwa Parallelen zum derzeit viel gescholtenen Casinokapitalismus der Finanzwirtschaft, hat das Duo Dolezal und Beil verzichtet. Stattdessen ist der Zuschauer hautnah dabei, wie die Hauptfigur Wilhelm Kasda scheitert - an einem Ehrbegriff, der in eine Welt gehört, die sich längst in ihren letzten Atemzügen befindet.
"Spiel im Morgengrauen" mit Christian Dolezal, inszeniert von Hermann Beil, ist heute sowie morgen und übermorgen auf der Probebühne des Theaters in der Josefstadt zu sehen.
Service
Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Theater in der Josefstadt ermäßigten Eintritt (zehn Prozent an der Tages- und Abendkassa am Aufführungstag).
Theater in der Josefstadt - Spiel im Morgengrauen