Kassenüberschüsse: Ärzte blitzen ab
Die positiven Krankenkassenbilanzen haben bei den Ärzten Begehrlichkeiten geweckt, etwa nach mehr Kassenarztstellen und Krebstherapien bei niedergelassenen Ärzten. Doch die Krankenkassen haben eigene Pläne, sagt der Chef des Hauptverbands der Sozialversicherung, Hans-Jörg Schelling, nämlich mehr Geld für Prävention, Kindergesundheit und Zahnmedizin.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 16.4.2013
"Noch nicht schuldenfrei"
Die positiven Krankenkassenbilanzen haben bei den Ärzten Begehrlichkeiten geweckt, etwa nach mehr Kassenarztstellen und Krebstherapien bei niedergelassenen Ärzten. Doch die Krankenkassen haben eigene Pläne, sagt der Chef des Hauptverbands der Sozialversicherung, Hans-Jörg Schelling, nämlich mehr Geld für Prävention, Kindergesundheit und Zahnmedizin.
Noch gebe es nichts zu verteilen, sagt Schelling gegenüber dem Ö1-Morgenjournal. "Wir sind noch nicht dort, wo wir hinmüssen, wir sind noch nicht schuldenfrei." Die Krankenkassen sei aber bewusst, dass es zusätzliche Leistungen für Patienten geben müsse. Es gebe aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung Bereiche, in denen man Defizite beheben müsse. "Aber ich sehe keine Defizite bei den Honoraren", so Schelling.
Zahnmedizin und Kinder
Die Wünsche der Ärzte finden also keine Zustimmung. Hansjörg Schelling will vielmehr in anderen Bereichen zusätzliche Behandlungen anbieten, etwa medizinisch notwendige Zahnregulierungen oder Zahnersatz. Auch bei der Kindergesundheit gebe es Nachholbedarf, sagt Schelling und verweist auf den "Kinder-Gesundheitsdialog" mit dem Ziel, so früh wie möglich behandeln zu können.
Mehr Prävention
Probleme und Krankheiten vermeiden soll auch der dritte Bereich: Die Krankenkassen sollten mehr auf Prävention und Gesundheitsvorsorge setzen, so Schelling. In diesem Bereich sollten die Ausgaben um 50 Prozent erhöht werden. Das bedeutet, es gibt zwar das Ziel aber nicht wirklich viel Geld dafür. Derzeit wird nur etwa ein Prozent der Krankenkassen-Beiträge in Prävention investiert, um 50 Prozent zusätzlich wäre nur geringfügig mehr. Statt 150 Millionen wären das dann etwa 220 Millionen Euro für Prävention. Wie so oft heißt es dann, es gehe ja nicht vorrangig ums Geld, auch bei Hansjörg Schelling: Viele Dinge seien einfach Verhaltensänderungen und Bewusstseinsförderung.
Obwohl immer wieder die Prävention als sehr wichtiger Bestandteil der Gesundheitspolitik hervorgehoben wird, ist dieser wichtige Teil offenbar nicht sehr viel wert: ein Prozent oder vielleicht bald eineinhalb Prozent eines 15-Milliarden-Euro-Budgets.