Gewerkschaft droht Dayli mit neuen Klagen

Im Konflikt um die Sonntagsöffnung bei der Drogeriekette Dayli droht die Gewerkschaft mit neuen Klagen: Dayli hat die Schlecker-Filialen übernommen und hält einige Geschäfte über eine Gastronomie-Konzession auch am Sonntag offen. Wenn jetzt die Dayli-Mitarbeiter auch noch über den finanziell schlechter gestellten Gastronomie-Kollektivvertrag eingestellt werden, sieht die Gewerkschaft Lohndumping als gegeben an.

Morgenjournal, 23.4.2013

Bistro im Laden

Es ist ein gesetzliches Schlupfloch, das Dayli-Chef Rudolf Haberleitner nützt, um einige seiner Filialen auch am Sonntag offenhalten zu können: In den Drogeriegeschäften gibt es auch ein Bistro, also einen Gastronomiebereich, und damit gilt eine Ausnahmeregelung. Die Gewerkschaft will sich damit nicht abfinden und klagt. Dayli umgehe das Arbeitsrecht und unterlaufe die Sonntagsruhe, erklärt Karl Proyer, stellvertretender Geschäftsführer der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA). Er kündigt an, bei jeder Filiale, die geöffnet wird, mehrfach zu klagen - nach Gewerberecht, Arbeitsinspektorat, und unlauterer Wettbewerb.

Verfahren wegen Lohndumpings

Bald sollen alle mehr als 800 dayli-Filialen in Österreich über ein Bistro verfügen, um sonntags öffnen zu können. Neue Mitarbeiter sollen deshalb großteils nach dem Gastronomie-Kollektivvertrag angestellt werden, hat Dayli-Chef Haberleitner angekündigt. Denn dieser KV sieht Sonntagsarbeit ausdrücklich vor. Gewerkschafter Proyer droht in diesem Fall mit weiteren Klagen, und zwar wegen Lohndumpings. Denn das Kerngeschäft von Dayli sei nicht der Gastronomiebetrieb, das Ganze sei eine reine Umgehungskonstruktion und daher rechtswidrig.

Neueinstellungen würden genau geprüft, kündigt Gewerkschafter Proyer an. Denn trotz Ausgleichszahlungen seien 95 Prozent der Handelsangestellten gegen Sonntagsarbeit. Und für die Gewerkschaft stehe der Schutz der Beschäftigten im Zentrum.

Unbeliebte Sonntagsöffnung

Im benachbarten Ausland ist die Situation anders: So hat die Regierung in Italien die Ladenöffnung völlig freigegeben, Geschäfte dürfen auch außerhalb der Tourismus-Regionen unbeschränkt offen halten. In Deutschland können die Gemeinden bis zu acht verkaufsoffene Sonntage pro Jahr erlauben. In Österreich sind die Anhänger der Sonntagsöffnung noch in der Minderheit: Nach einer Umfrage der Karmasin-Motivforschung im vergangenen November waren 39 Prozent der Befragten dafür, dass Geschäft auch am Sonntag offen halten dürfen, wenn die Mitarbeiter damit einverstanden sind und sie dafür auch entsprechend entlohnt werden. 57 Prozent der Befragten waren gegen eine Sonntagsöffnung.

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