Kritik an geplanter MedUni Linz

Das vom Land Oberösterreich mit Vehemenz betriebene Projekt einer medizinischen Fakultät für die Universität Linz stößt auf heftige Kritik. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) gab diese Woche persönlich grünes Licht für diesen dann vierten Standort zur Medizinerausbildung. Die anderen Universitäten befürchten, finanziell noch mehr unter Druck zu kommen und selbst Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) hat Bedenken.

Patienten wird das Herz abhört

(c) May, DPA

Abendjournal, 25.4.2013

Finanzierung unklar

Mit Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) und Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) kommen gleich zwei Schlüsselspieler der Regierung in Sachen Medizin-Fakultät Linz aus Oberösterreich. Auch Landes-ÖVP und Landes-SPÖ ziehen an einem Strang, da sagte Kanzler Werner Faymann (SPÖ) nicht Nein, sondern das Projekt sei auf Schiene.

Dabei ist völlig unklar wie das Ganze finanziert werden soll, wie der Präsident der Universitätenkonferenz Heinrich Schmidinger kritisiert: "Wer das nach den fünf Jahren, wenn sich das Land Oberösterreich aus der Finanzierung zurückziehen will, tragen wird, wissen wir einfach nicht."

Experte: "Reines Prestigeobjekt"

Eine Kritik, der sich Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer im Ö1-Mittagsjournal angeschlossen hat. Pichlbauer sieht keinen Bedarf für einen Medizin-Standort Linz: "Das ist für mich ein reines Prestigeobjekt, wir haben eigentlich ausreichend Ausbildungskapazitäten. Was wir nicht schaffen ist, den Leuten nach ihrem Studium jene Attraktivität in ihren Arbeitsplätzen zu geben, dass sie nach dem Studium auch da bleiben."

Dabei geht es um das völlig überholte Turnussystem und belastende Arbeitszeitregelungen, die ein Drittel der Medizinabsolventen aus dem Land vertreiben. Wissenschaftsminister Töchterle verknüpft das mit dem Linzer Projekt.

Töchterle will strukturelle Probleme lösen

Töchterle will erreichen, dass die Ärzte nicht abwandern, sondern vielleicht sogar Ärzte zuwandern. Strukturelle Probleme müssten in diesem Kontext mitbetrachtet und auch gelöst werden, sonst sei jede Investition in zusätzliche Ausbildungsplätze sinnlos, sagt Töchterle.

Finanzministerin Fekter, die das Geld für ihr Heimatbundesland locker machen müsste, schweigt vorerst vielsagend.