Amsterdam: Van-Gogh-Museum öffnet wieder

Amsterdam erlebt in diesen Tagen nicht nur einen Thronwechsel: Morgen wird kurz nach der prunkvollen Wiederbelegung des Reichsmuseums auch das Van-Gogh-Museum wieder eröffnet - und das mit den berühmten "Sonnenblumen" in doppelter Ausführung.

Van Goghs "Sonnenblumen"

(c) EPA

Morgenjournal, 30.4.2013

Blitzlichtgewitter für zwei wieder vereinte Schönheiten - anläßlich seiner Wiedereröffnung nach der Renovierung schmückt sich das Van Gogh Museum gleich mit zwei Versionen der berühmten Sonnenblumen.

Das Original hat Vincent Van Gogh 1888 in Arles in der Provence angefertig - das zweite ist fünf Monate später entstanden, weil er sich von seinen Sonnenblumen nicht trennen wollte, erklärt Nienke Bakker, die Kuratorin der Schau "Van Gogh at Work": "Das erste Sonnenblumen-Gemälde hat Van Gogh für Paul Gauguins Schlafzimmer im gelben Haus in Arles gemalt. Gauguin wollte das Bild unbedingt mitnehmen, Van Gogh aber wollte es nicht hergeben. Deshalb hat er ein zweites Sonnenblumen-Gemälde angefertigt."

Es sollte aber nicht nur bei zwei Versionen der Sonnenblumen bleiben, zumindest sieben sind den Van-Gogh-Forschern in Amsterdam bekannt.

Wiederholung - und keinesfalls Kopie - nennt die Leiterin der Kunstabteilung, Marije Vellekoop diesen Entstehungsprozess: "Der Vorteil ist, dass Van Gogh den Stil vertiefen konnte. Die Pinselstriche werden viel kontrollierter, das haben alle seine Wiederholungen gemein."

Diese Eigenschaft findet sich auch beim Gemälde "La Berceuse", dem Portrait der Augustine Roulin, wieder. Van Gogh hat fünf unterschiedliche Versionen angefertigt. Eine, die Originalversion hängt nun zwischen den beiden Sonnenblumen, genau so, wie es Van Gogh wollte, sagt Nienke Bakker: "Dieses Triptychon war Van Goghs Idee, er wollte ein Ensemble um die Farben hervorzuheben. Das Gelb der Sonnenblumen soll dabei das Gelb und das Orange von Haar und Gesicht der Berceuse herausarbeiten."

Kuratorin Nienke Bakker hat gemeinsam mit Marije Vellekoop in den vergangenen acht Jahren die Sammlung des Van-Gogh-Museums auf neue Aspekte hin untersucht. Ziel des interdisziplinären Projekts "Studio Praxis" war, herauszufinden, woher Vincent Van Gogh sein Wissen und seine Inspiration geschöpft, wer ihn in seiner Technik beeinflusst hat.

Das Ergebnis räumt mit der überlieferten Vorstellung vom verrückten Künstler, der die Leinwand mit dem Pinsel attackiert auf, erklärt Marije Vellekoop: "Die Vorstellung über Van Gogh ist, dass er sehr viel allein war, ein Autodidakt, der sehr kreativ und impulsiv war. Aber wir haben herausgefunden, dass er stets vorausgedacht und geplant hat. Er hat geübt, einige Techniken ausprobiert und viele wieder verworfen. Der Mythos über sein impulsives Wesen ist überholt."

Das Forschungs-Ergebnis ist ab morgen anhand von 200 Gemälden und Zeichungen von Vincent Van Gogh und seiner engsten künstlerischen Weggebegleitern im wiedereröffneten Van-Gogh-Museum in Amsterdam zu sehen.

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Van Gogh Museum