Mauthausen: Zwei neue Dauerausstellungen

Am Jahrestag der Befreiung Mauthausens durch US-Truppen, werden zwei neue Dauerausstellungen in der Gedenkstätte eröffnet. Während des Zweiten Weltkriegs starben in diesem ehemaligen Konzentrationslager zigtausende Menschen, von mehr als 80.000 sind die Namen bekannt. Die frühere Ausstellung, die in den 1960er Jahren konzipiert worden war, galt als veraltet und nicht mehr zeitgemäß.

Mittagsjournal, 04.05.2013

Réka Tercza und

Grünes Fahrrad eines Häftlings

Das grüne Fahrrad: Es ist wohl einer der markantesten Gegenstände in der neuen Ausstellung der Gedenkstätte Mauthausen. Einst gehörte es Stanisław Kudliński, einem ehemaligen Häftling im Konzentrationslager. Nach der Befreiung 1945 hat ihm eine Ordensschwester aus Linz das Fahrrad geschenkt. Es brachte ihn bis in seine Heimat nach Polen. "Wir haben von seiner Tochter das Fahrrad bekommen als Dauerleihgabe für unsere Ausstellung", erzählt Barbara Glück, Leiterin der Gedenkstätte. Dieses Fahrrad ist eines der vielen Erinnerungsstücke, mit denen die Sammlung in der Gedenkstätte Mauthausen ergänzt wurde.

Neues Konzept

"Es gibt neue Konzepte im Bereich Pädagogik und Vermittlung, es gibt neue Forschungsergebnisse im wissenschaftlichen Bereich, und die haben wir versucht in diese neuen Ausstellungen einfließen zu lassen." Im Museum angekommen, untergebracht im ehemaligen Krankenrevier, steht man vor einem langen Flur, links und rechts davon mehrere Räume. Sie markieren drei Ebenen: Den Aufstieg und die Entwicklung des Nationalsozialismus, die Geschichte des Lagers Mauthausen und seiner Nebenlager und die persönliche Erfahrung der Häftlinge: "Man sieht hier einige Alltagsgegenstände, persönliche Andenken Erinnerungen wie eine Taschenuhr, ein Ehering. Dinge, die sich einfach bei der Ankunft des Lagers abgeben mussten."

Verbrechen der Nationalsozialisten veranschaulicht

Nach diesem Überblick begibt man sich ein Stockwerk tiefer, in das Kellergeschoss des ehemaligen Reviergebäudes - ein geschichtsträchtiger Ort: Hier wurden zehntausende Menschen durch die SS ermordet. In diesem Ausstellungsbereich liegt der Fokus auf Mauthausen als Tatort. Wie bei einer Spurensuche werden dem Besucher anhand verschiedener Beweismittel die Verbrechen der Nationalsozialisten veranschaulicht. "Wir haben hier den Klapptisch des Galgens im Hinrichtungsbereich, den wir als Leihgabe von der Gedenkstätte Theresienstadt haben. Der ist nach der Befreiung weggebracht worden und befindet sich heute im Besitz der Gedenkstätte Theresienstadt."

Gedenkraum der Namen

Barbara Glück führt zu jenen Räumen, wo Menschen hingerichtet, die Leichen gelagert und dann verbrannt wurden und wo sich auch die Gaskammer befand. Diese ist - im Gegensatz zu früher - nicht mehr begehbar. Das Ende des Rundganges markiert der Raum der Namen - ein Gedenkraum. Der Blick wird hier auf liegende Glasplatten gelenkt. Bei genauerer Betrachtung erkennt man eingravierte Namen im Glas, mehr als 80.000. Jeder steht für einen der namentlich bekannten, in Mauthausen ermordeten Häftlinge. "Darüber hinaus finden wir in drei Nischen Gedenkbücher, wo Besucherinnen nach bestimmten Namen nachschlagen können." Wann die Neugestaltung abgeschlossen sein wird, ist noch ungewiss. An weiteren Verbesserungsvorschlägen mangelt es nicht. Bereits in den nächsten Tagen soll das Projekt Außenareal in Angriff genommen werden.