Spendenaktion für syrische Flüchtlinge

Jordanien und der Libanon werden von syrischen Flüchtlingen überrannt. Der Libanon meldet rund eine Million Flüchtlinge, in Jordanien sind 500.000 offiziell registriert, die Dunkelziffern sind aber auch hier um vieles höher, täglich kommen tausende neue Flüchtlinge aus Syrien dazu. Die Staaten und Hilfsorganisationen sind überfordert. Der ORF startet daher heute eine Spendenaktion Nachbar in Not.

Morgenjournal, 6.5.2013

Susanne Newrkla hat sich in den Flüchtlingslagern des Libanon ein Bild der Lage gemacht.

Spenden

Nachbar in Not

Lager aus Planen und Säcken

Im Libanon, der so groß ist wie Oberösterreich, sind inzwischen eine Million Flüchtlinge gelandet. Im Caritas Zentrum in der libanesischen Bekaa-Ebene erklärt Stefan Maier, der österreichische Caritas-Nahostkoordinator, erklärt, warum hier die inoffiziellen Flüchtlingslager überall aus dem Boden sprießen: "Die Flüchtlinge, die heute kommen, finden so gut wie keine Unterkünfte mehr, weil alles was verfügbar gewesen ist, und seien es Hühnerställe, schimmelige Kellerräume oder leere Fabrikhallen von Flüchtlingen belegt ist." Jetzt blieben nur mehr die provisorischen Zeltlager übrig, so Maier.

In einem der neuen Lager leitet Caritas-Libanon-Mitarbeiterin Maria heute die erste Hilfsgüterverteilung: "Wir haben dieses Camp vor fünf Tagen entdeckt", erklärt Maria. Hier haben rund 37 Familien aus Planen und Säcken ein Zeltlager gebastelt. Sie sind Nachbarn und Verwandte aus der syrischen Stadt Hazake. Die Menschen wirken verschreckt, Männer und Frauen verdecken ihr Gesicht und ziehen sich in die Zelte zurück.

Große Angst

Doch ein alter Mann erklärt sich bereit, uns sein Zelt zu zeigen und ein Interview zu geben: In Hazake wurden ihre Häuser zerstört und die Bombardierung ihrer Nachbarschaft wurde so schlimm, dass sie sich entschlossen, gemeinsam zu flüchten, erzählt Abdel Aziz Hoder. Zuerst sind sie größtenteils zu Fuß in die nächste Stadt geflohen, von dort aus mit dem Bus. Eine Woche haben sie gebraucht, um hier herzukommen, alle seien traumatisiert und hätten große Angst, weil sie schlimme Dinge erlebt haben, so der alte Mann.
Nun trauen sich auch andere Flüchtlinge zu reden: Sie hätten jetzt Angst zu verhungern erzählt dieser junge Mann. Es fehlt an allem. "Wir haben nichts", sagt diese Frau, "nur was wir anhatten". Sie zeigt uns ihr Zelt. Unter den aus Jutesäcken gefertigten Planen: nackter Erdboden.

Kein Wasser zum Waschen

Seit drei Wochen schlafen sie auf dem Boden. Die Kinder wachen mitten in der Nacht auf und haben große Angst weil sie Sich an Syrien erinnern, erzählt die Frau. Auf die Frage wie sie sich waschen fragt sie: "Wie sollen wir uns waschen, wenn es kein Wasser gibt? Hie und da bringt jemand einen Kanister Trinkwasser. Das wird dann gut rationiert damit es möglichst lange hält."
Die Caritas bringt heute erstmals eine kleine Erstversorgung vorbei. Die Familien werden einzeln aufgerufen und erhalten Decken und Lebensmittelpackungen. Von der anderen Straßenseite kommt plötzlich laute Musik herüber. Eine libanesische Familie feiert Hochzeit, ein junger Flüchtling neckt seine ältere Tante: Es sei ihre Hochzeit, die Familie lacht und erinnert sich an Zeiten, als es noch nicht um das nackte Überleben ging.

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