NSU-Prozess: Eisernes Schweigen

13 Jahre nach dem ersten Mord der deutschen Neonazi-Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) hat heute in München der Prozess um die Mordserie begonnen. Im Mittelpunkt des Verfahrens steht die 38- jährige Beate Zschäpe. Sie gehörte zum Kern der Terrorzelle und soll an zehn Morden und zwei Sprengstoffanschlägen beteiligt gewesen sein. Vier Mitangeklagten wird vorgeworfen, der Gruppe geholfen zu haben.

Abendjournal, 6.5.2013

Aus Deutschland berichtet ORF-Korrespondentin

Zschäpes Auftreten "unangemessen"

In den Verhören hat sie bisher eisern geschwiegen, vor Gericht dreht sie den Kameras den Rücken zu. Die Hauptangeklagte, Beate Zschäpe, trägt eine weise Bluse zum dunklen Anzug und wirkt sehr gefasst. Im Gerichtssaal sitzen viele Angehörige der Opfer, sie wollen erfahren, warum gerade ihre Brüder, Väter oder Söhne so kaltblütig erschossen worden sind und wie es sein konnte, dass die Polizei so lange die Opfer kriminalisiert und keinen rechtsextremen Hintergrund für die Taten gesehen hat.

Für sie sei der Auftritt von Beate Zschäpe nur schwer zu ertragen, sagt einer der Anwälte der Angehörigen: "Sie scherzte mit ihren Anwälten und schien es insgesamt schön zu finden, im Mittelpunkt zu stehen. Ich empfinde das als vollkommen unangemessen und als einen Hohn gegenüber all der Menschen, die im Saal stehen und ihre Familien verloren haben."

Heute nicht einmal Anklage verlesen

Die Beweislage ist schwierig, die beiden mutmaßlichen Haupttäter begingen aus Angst vor einer Festnahme Selbstmord. Beate Zschäpe ist die einzige, die über die Planung und die Motive für die Morde an neun Migranten und einer deutschen Polizistin Auskunft geben könnte. Doch das wird sie nicht tun, das haben ihre Verteidiger sehr deutlich gemacht.

Die Bundesanwaltschaft hält Zschäpe für eine Mittäterin, ihr droht lebenslange Haft. An diesem ersten Prozesstag kommt es jedoch nicht einmal zur Verlesung der Anklage, weil das Verfahren durch Befangenheitsanträge der Verteidigung gegen den vorsitzenden Richter von Anfang an verzögert wurde.