Schiffsunglück in Genua: Ursache unklar

Nach dem Schiffsunglück im Hafen von Genua gestern Abend wird noch immer nach zwei Vermissten gesucht. Sieben Leichen wurden bisher geborgen. Ein Containerschiff hat gegen 23 Uhr aus noch unbekannter Ursache den Kontrollturm an der Hafenmole gerammt und zum Einsturz gebracht. In dem Gebäude befanden sich zu dem Zeitpunkt 14 Menschen. Fünf haben mit zum Teil schweren Verletzungen überlebt.

Abendjournal, 8.5.2013

Aus Italien berichtet ORF-Korrespondentin

Hafen-Chef: "Das Unvorstellbare ist passiert"

Von weitem war der moderne Kontrolltower in Italiens wichtigstem Handelshafen Genua immer sichtbar. Wie ein Kartenhaus stürzte das rund 50 Meter hohe Gebäude aus Beton und Glas gestern in sich zusammen. Das Unglücksschiff "Jolly Nero" war auf der Ausfahrt aus dem Hafen, fuhr bei dem Manöver aber plötzlich rückwärts statt vorwärts und prallte gegen die Hafenmole und die Fundamente des Kontrollturms.

Das Unvorstellbare sei passiert, sagt der Chef der Hafenbehörde: "In einem sicheren Hafen, in dem 6.000 Schiffe pro Jahr ein- und ausfahren. Ein nicht einmal großes Schiff, ein Routinemanöver, bei besten Wetterbedingungen. Wir verstehen nicht, wie es passieren konnte."

Besitzer des Frachters schon früher in den Schlagzeilen

Ein Motorschaden oder menschliches Versagen sind mögliche Ursachen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung, unter anderen auch gegen den Kapitän.

Der Frachter "Jolly Nero" gehört der auf Containertransporte spezialisierten italienischen Linie "Ignazio Messina" mit Sitz in Genua. Die Geschichte des Familienunternehmens ist überschattet von zwei Kollisionen mit Fischerbooten und insgesamt drei Toten in den vergangenen acht Jahren. Ein Frachter der Linie Messina stand laut italienischen Medien zu Beginn der Neunzigerjahre im Verdacht des illegalen Transports von Giftmüll aus Süditalien. Drei unterschiedliche Untersuchungen wurden aber ohne Ergebnis eingestellt.