165. SchülerInnen-Workshop "Lebe(n) voll Sinn - Viktor E. Frankls Sinnlehre gegen die Sinnleere" im VIKTOR FRANKL ZENTRUM WIEN

Das VIKTOR FRANKL ZENTRUM WIEN wurde 2004 als Zentrum für Sinn- und Existenzfragen gegründet. Es handelt sich um eine gemeinnützige Bildungseinrichtung mit Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit, welche die sinnorientierte Lehre von Viktor E. Frankl – die Logotherapie und Existenzanalyse - einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht.

Insbesondere zählt zu den Aufgaben des Zentrums, dem Sinnlosigkeitsgefühl der heutigen Gesellschaft etwas entgegenzusetzen und Möglichkeiten der SINN-vollen Lebensgestaltung aufzuzeigen.

Um insbesonders Jugendliche an diese Inhalte heranzuführen und ihnen eine Plattform für Fragen und Antworten zu ermöglichen, wurde der SchülerInnenworkshop „Lebe(n) voll Sinn!“ für die 8. bis 12. Schulstufe ins Leben gerufen. Ziele dieses Workshops sind den Jugendlichen einen biografischen und inhaltlich leicht verständlichen Zugang zum Lebenswerk Viktor E. Frankls zu vermitteln sowie ihnen auf dieser Grundlage das konkrete und unmittelbar anwendbare Werkzeug mitzugeben, um Impulse zu einer erfüllten Lebensgestaltung zu bekommen. Dieses Programmangebot wurde in den letzten 2,5 Jahren von knapp 5.000 SchülerInnen in Wien und Umgebung in Anspruch genommen.

Das VIKTOR FRANKL ZENTRUM WIEN folgt damit dem Beispiel Viktor E. Frankls, der als Medizin-Student SchülerInnen- und Jugendberatungsstellen in Wien einrichtete, um verzweifelten Menschen in ihrem Ringen um einen Lebenssinn eine kostenlose Beratung anbieten zu können. Diese Initiative war derart hilfreich, dass im Jahr 1931 kein einziger SchülerInnenselbstmord in Wien zu verzeichnen ist. Die Suche nach dem Sinn des Lebens zieht sich wie ein roter Faden durch sein ganzes Leben. Es wird das Leitmotiv seines Lebens, dem er bis zum Schluss als Mensch, als Arzt und Psychotherapeut treu geblieben ist.

Ich möchte den SchülerInnen-Workshop des VIKTOR FRANKL ZENTRUM WIEN des vorschlagen, denn dieser erfüllt alle drei genannten Projekt-Kriterien („Entscheidend ist, dass die Projekte das Gemeinwohl fördern,

1. indem sie den Zusammenhalt der Gesellschaft stärken,
2. zum verantwortlichen Umgang mit begrenzten Ressourcen beitragen oder
3. Barrieren abbauen).

Im Zentrum des Workshops steht die Vermittlung des Menschenbildes der Logotherapie, das den Menschen nicht als ein genetisch oder sozial determiniertes Wesen versteht, das seinen Bedingungen in der Rolle des Opfers ausgeliefert ist, sondern aufgrund der Dimension des Geistes diesen Bedingungen trotzen, seine eigene Einstellung dazu finden und jederzeit Neues lernen kann. Der Mensch ist immer frei zu wählen, wie er auf das reagiert, was ihm das Schicksal beschert. Menschsein ist verantwortetes Sein, das durch den Willen zum Sinn motiviert ist, das Leben selbsttranszendent auszurichten: In der Hingabe an eine Aufgabe oder an eine Person.

Ich möchte dies durch die Aussagen der SchülerInnen, die meinen Fragebogen zu den SchülerInnen-Workshops beantworteten und die ich in meiner Masterthese ausgewertet habe, belegen:

1. Der SchülerInnen-Workshops stärkt den Zusammenhalt der Gesellschaft, denn

a. Die SchülerInnen lernen die Definition des Sinns nach Frankl kennen, der sich immer sich an dem Sinnvollen für die handelnde Person und für alle, die in diese Situation eingebunden sind, orientiert. Dadurch wird eine Haltung propagiert, die der Rücksichtslosigkeit entgegenwirkt.
Beispiele:
“Ermutigung, aus allen Situationen das Beste zu machen. Sich nicht gehen lassen, sondern sich für andere Menschen und Dinge einsetzen. --> neuer Lebenswille entfacht.“

“Beispiele wurden erwähnt, die mir in Zukunft sicher helfen werden. Die direkte Einbeziehung von uns Schülern hat einen Einblick in andere "Welten" verschafft. Ich hoffe, ich habe (in Zukunft) auch mehr Verständnis für andere.“

b. Die aufgezeigte Möglichkeit, die „Kette des Leids“ jederzeit unterbrechen zu können, zeigt an Frankls Beispiel eine wertvolle Möglichkeit, die Friedensfähigkeit zu stärken und Konflikteskalationen zu vermeiden.
Beispiele: “ Ich möchte die Trotzmacht des Geistes in schwierigen Situationen mehr nützen und nicht aufgeben und die Kette des Leides unterbrechen.“

“Wie behandle ich mein Pferd? Ich will die Leidenskette öfter unterbrechen und der Selbsterziehung Zeit lassen...Ich werde nie ein fertiger Mensch sein, ich forme mich zu dem, was ICH sein will...(idealerweise) der Geist ist nie krank...sehr interessant.“


c. Die Betonung der Einzigartigkeit jeder Person und ihr Wert für die Gemeinschaft dient als Grundlage des Respekts füreinander.
Beispiele: “ Sinn - alles rund um den Sinn im Leben natürlich. Wie gehe ich mit den Personen in meinem Umfeld um?“ “ Man darf nicht immer nur auf das Negative, auf die Fehler des Menschen schauen, sondern muss vor allem auf die positiven Seiten und Stärken blicken!“

2. Der SWS trägt zum verantwortlichen Umgang mit begrenzten Ressourcen bei, da
Menschsein nach Frankl als verantwortetes Sein verstanden wird: Freiheit ohne Verantwortung führt in die Willkür. Die Übernahme von Verantwortung in allen Lebensbereichen und Lebenssituationen gehört daher zu dem Kern des Menschenbildes der Logotherapie.
Beispiele: “ Ich mache mir jetzt mehr Gedanken über die Frage des Sinnes, denke in verschiedenen Situationen mehr nach, hauptsächlich bezüglich des Nachgebens und Dagegenhaltens.“ “ Das Leben richtig gestalten. Das Leben sinngemäß gestalten, zum Wohl der Menschheit etwas beitragen. Offenheit für die Welt, offen sein für Probleme, anders agieren, besser, positiver.“

3. Der SWS baut Barrieren ab, denn
a. Er fördert die Achtung vor dem Leben prinzipiell und
Beispiel: “Dass ich für mein Leben selbst verantwortlich bin und mich nicht von Schicksalsschlägen runterziehen lassen sollte, sondern immer versuchen sollte, das Beste aus jeder Situation zu machen.“

b. Macht die Schüler bekannt mit der Trotzmacht des Geistes, der es möglich ist, körperlichen Impulsen, Gefühlen und auch Vorurteilen zu trotzen, nämlich durch die Leitung der Gewissensstimme, die nach Frankl das „Sinnorgan“ des Menschen ist.

Beispiel:“ Sich nicht als Opfer sehen, sondern das Leben selbst gestalten.“

4. Und schließlich: Ein verantwortungsvoller Umgang mit dem eigenen Leben:

„Man fängt an, sich Gedanken über den Sinn des eigenen Lebens zu machen, und man versucht das Gesagte mit dem eigenen Leben zu verbinden.“

“Ich habe wieder einen Sinn gefunden (nach einer Depression). Ich werde versuchen, Geschenke, die mir das Leben gibt, besser wahrzunehmen.“

“Weil ich sonst ein Mensch war, der leicht in Süchte abgerutscht ist - jetzt weiß ich das Leben zu schätzen.“

Eingereicht von

Susanne Dissauer