"Eine Dame in Paris" mit Jeanne Moreau

8. April 2017, 21:58

Wäre es nicht respektlos gegenüber Jeanne Moreau, man würde diese Dame in ihrer Pariser Altbauwohnung wohl am besten als alten Drachen beschreiben. Sie ist weder gebrechlich noch dement, hat einfach nur keine Lust mehr zu leben. Jeanne Moreau spielt Frida, eine Estin die seit Jahrzehnten in Paris lebt. Ihr einstiger, um Jahre jüngerer Liebhaber Stephane sucht für die zurückgezogen lebende Dame eine Pflegerin, und findet diese in der Estin Anne, die sich einen alten Jugendtraum erfüllt und für die Stelle nach Paris zieht. Und damit beginnt eine von Anfang an komplizierte Dreiecksgeschichte.

Man muss an Francois Truffauts "Jules et Jim" denken, damals mit Jeanne Moreau als Catherine, der Frau zwischen zwei Männern. Hier ist es nun umgekehrt: Moreau als Frida muss zuschauen, wie sich der letzte Mann in ihrem Leben zunehmend von ihr entfernt. Es sei nichtsdestotrotz ein großer Film über die Liebe, meint die mittlerweile 85-Jährige, bei dem es nach und nach immer Neues zu entdecken gäbe.

Und Moreau lobt ihre estnische Kollegin Laine Mägi. Doch so großartig Mägi und Patrick Pineau als Anne und Stephane vor der Kamera auch agieren, selbst wenn Jeanne Moreau nichts tut, nur geschminkt in ihrem Bett in der Pariser Altbauwohnung liegt, verkommt alles um sie herum zur Nebenhandlung. Sie genießt das Spiel mit der Kamera sichtlich und ihr genügt noch immer eine kleine Geste, ein Blick, ein Augenzwinkern, um die ganze Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, aus einem kleinen Film einen großen Auftritt zu machen.

Es sind dann auch die Szenen und Bilder mit Jeanne Moreau, die von diesem Film am längsten in Erinnerung bleiben: Jeanne Moreau mit Tassen um sich werfend, Jeanne Moreau auf dem Bürgersteig, Jeanne Moreau im kleinen Pariser Café, und noch einmal Jeanne Moreau in ihrem Bett sitzend, als Dame in Paris.