"Grundlagenwissenschaftlicher Durchbruch"

USA: Erstmals menschliche Stammzellen geklont

Es ist ein grundlagenwissenschaftlicher Durchbruch, sagt Österreichs renommiertester Genetiker Markus Hengstschläger. Nach Jahren des Versuchens haben es US-Amerikanische Wissenschafter nun geschafft, menschliche Embryos erfolgreich zu klonen. Klon-Babies sind dabei aber nicht das Ziel. Das Ziel der Forschung sei, durch die neu geschaffenen Zellen, Durchbrüche bei der Behandlung vieler schwerer Krankheiten zu finden.

Mittagsjournal, 16.5.2013

Erstmals bei Menschen gelungen

Durchbrüche melden Wissenschaftler gerne, aber diesmal horchen auch Skeptiker auf: US-Forscher haben laut eigenen Angaben erstmals menschliche Zellen geklont und in sogenannte embryonale Stammzellen umprogrammiert. Aus diesen embryonalen Stammzellen können alle 220 unterschiedlichen menschlichen Zell-Typen wachsen, d.h. es könnten Nerven-, Leber- oder auch Hautzellen quasi produziert werden. Der Genetiker Markus Hengstschläger sagt, es sei nicht das Ziel gewesen einen Menschen zu klonen, sondern einen Embryo herzustellen, der für embryonale Stammzellenforschung verwendet werden kann. Es sei insofern ein Durchbruch, als solche Experimente schon jahrelang versucht wurden und es nun erstmals auch bei Menschen und nicht nur bei Tieren gelungen sei.

Einsatz zur Therapie

Was haben die Forscher der Oregon Health and Science University in Portland nun vereinfacht gesagt wirklich gemacht: Sie haben Zellkerne von Hautzellen - einer Person - in weibliche Eizellen - einer anderen Person - eingesetzt. Den weiblichen Eizellen sind zuvor alle eigenen Erbgut-Informationen weggenommen worden, sie wurden quasi gereinigt. Diese neu programmierten Eizellen haben sich daraufhin in der Petrischale geteilt. Und tragen nun die gleichen Erbinformationen wie der Spender der Hautzelle in sich. Hengstschläger sagt: „das grundlagenwissenschaftliche Element ist, dass man sich gefragt hat, gibt es beim Menschen einen Schranken, der das Reprogrammieren von einem bereits ausdifferenzierten Zellkern wieder zurück zu einem Embryo blockiert. Und was wir jetzt wissen: das ist nicht der Fall. Das heißt, grundsätzlich ist das Zurückprogrammieren wieder in die Anfänge der embryonalen Entwicklung auch beim Menschen möglich. Und das ist eine grundlagenwissenschaftliche Erkenntnis, die die Lehrbücher neu schreibt“.

Die große Hoffnung der Amerikaner ist, dass durch die aktuellen Forschungs-Ergebnisse neue, wirksame Therapien entwickelt werden können, man sei der Heilung von Krankheiten wie Parkinson, Multipler Sklerose oder Verletzungen des Rückenmarks deutlich näher gerückt, das sieht auch Markus Hengstschläger so: Stammzellen sollen in Zukunft mehr dazu verwendet werden, Regenerationen von Organen herzustellen. D.h. wenn ein Organ Defekte hat, kann man Stammzellen dafür verwenden, um sie zu regenerieren. Da gibt es verschiedene Typen von Stammzellen, die man dafür verwenden kann: adulte Stammzellen, Fruchtwasserstammzellen, induzierte pluripotente Stammzellen und jetzt auch solche, die aus therapeutisch geklonte Embryonen stammen.

Bei ihrer Forschung, so das US-Wissenschaftsteam wäre das Klonen vom Menschen also definitiv nicht im Focus gestanden, vielmehr der Nutzen für schwer kranke Menschen. Und die Forscher gehen auch davon aus, dass die ihre neuen grundlagenwissenschaftlichen Erkenntnisse nicht von anderen Forschungs-Gruppen missbraucht würden.

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