Manfred Bockelmann im Leopoldmuseum

Eine Ausstellung, die man vielleicht eher im Jüdischen Museum in Wien vermuten würde, ist ab heute im Leopold-Museum in Wien zu sehen. André Heller hat sie eröffnet, denn er ist seit langem mit dem Maler, Zeichner und Fotografen Manfred Bockelmann befreundet.

  • Links: "Karl Rigo, 4 Jahre" Rechts: "Herbert B., 2 Jahre"

    Links: "Karl Rigo, 4 Jahre"
    Rechts: "Herbert B., 2 Jahre"

    (c) VBK, Wien/ Vienna 2013

  • Manfred Bockelmann, "Horizonte", 2005

    Manfred Bockelmann, "Horizonte", 2005

    (c) Manfred Bockelmann

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André Heller zeigte sich ob dessen Kohleporträts von Kindern aus Vernichtungslager der Nazis betroffen. "Zeichen gegen das Vergessen" heißt die Schau, die bis zum 2. September zu sehen ist.

Kulturjournal, 17.5.2013

Manfred Merenstein, kahlgeschorenen Kopf, gestreifte Auschwitzuniform, 1942 zum letzten Mal erwähnt, Schicksal unbekannt; Karolina Rigo und Karl Rigo, 2 bzw. 4 Jahre, zwei Kinderbilder, lockige Haare, damals den sogenannten Zigeunern zugeschrieben, deportiert; Lydia P., eingeliefert, Opfer der NS-Kindereuthanasie am Spiegelgrund in Wien. Die Gesichter blicken einen frontal an, sind lebendig greifbar, wie auf tibetischen Tankas sind es Geister und Seelen, die sich plötzlich wieder an uns richten - mit einer Unmittelbarkeit, die gerade durch die Brüchigkeit des Materials Kohle erzeugt wird. Manfred Bockelmann, der heuer seinen 70. Geburtstag feiert, beschäftigt sich seit Jahren in seinem Atelier in Kärnten mit Fotografien von Kindern, die während des Nazi-Regimes deportiert oder ermordet wurden.

Der Künstler, der weit weniger bekannt ist als sein Bruder Udo Jürgens, hat natürlich viele andere Werkgruppen in seinem Leben geschaffen. Die sind demnächst in einer Retrospektive in der Wiener Galerie Frey zu sehen. Doch die Kohleporträts der kindlichen Nazi-Opfer sind für ihn wohl die wichtigsten. Diethard Leopold und Peter Weinhäupl vom Leopoldmuseum wurden bei der Presskonferenz zur Ausstellung nicht müde zu betonen, dass man die Schau nicht mit den Diskussionen um die Restitution verquicken sollte. Natürlich wurde das dann getan und Elisabeth Leopold und ihr Sohn betonten, dass sie diese Fragen aktiv mit der Provenienzforschung im Haus, aber auch mit künstlerischen Projekten angehen.

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Leopoldmuseum ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

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