Deutsch für Schulanfänger: Kompromiss erzielt

Wie sollen Kinder gefördert werden, die bei Schuleintritt noch nicht gut Deutsch sprechen? SPÖ und ÖVP haben nun einen Kompromiss erzielt: Die Entscheidung wird an die Schulen delegiert.

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(c) SHRESTHA, EPA

Abendjournal, 23.5.2013

"Deutsch als Schulreife-Kriterium"

Die ÖVP war stets dafür, die Kinder in Vorschulklassen zu fördern. Die SPÖ warnte vor Ghettoklassen und wollte, dass die Kinder lieber im ihrer regulären Klasse bleiben. In dem Streit herausgekommen ist ein Kompromiss: Ob und wie Kinder mit Deutschdefiziten gefördert werden, darüber sollen die jeweiligen Schulleiter entscheiden, sagt Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz von der ÖVP: "Deutsch wird Kriterium für die Schulreife. Das heißt, wer nicht Deutsch kann, der muss besser betreut werden, der muss in die Vorschule. Es wird am Schulstandort entschieden, ob das in einer eigenen Klasse, integrativ oder in einer Mischvariante stattfindet."

Regionale Unterschiede

Die Schulleiter legen also fest, ob ein Kind mit Sprachproblemen in die Vorschule gehen soll, in kleinen zeitlich befristeten Gruppen oder in der regulären Klasse gefördert wird, sagt auch Unterrichtsministerin Claudia Schmied von der SPÖ: "Das wird in Reichenau an der Rax anders ausschauen als am Reumannplatz in Wien." Heißt also: je mehr Kinder mit Förderbedarf, desto wahrscheinlicher ist die Vorschule. Ziel sei, so Schmied: "Dass jedes Kind, das in Österreich die Schule besucht, die Unterrichtssprache Deutsch bis zum Alter von zehn Jahren beherrschen können muss."

Ab dem kommenden Schuljahr sollen zudem in allen Bundesländern Modellprojekte eingerichtet werden, um verschiedene Systeme der Sprachförderung zu testen.

Oppositionskritik

Kritik am neuen Modell kommt von den Grünen: Die Kinder sollten nicht getrennt unterrichtet werden, das bedeute weniger Chancengleichheit. Das BZÖ fordert ein konkretes Finanzierungskonzept, die Freiheitlichen sprechen von rot-schwarzer Ankündigungspolitik.