33 Songs

"Who Wants to Live Forever" ist Song Nummer 16, den Wolfgang Pollanz für sein Buch ausgewählt hat. Nicht weil er ihn besonders mag, sondern weil er ihm dazu dient, über Aids und die damit verbundenen Verschwörungstheorien zu sinnieren.

Wurde doch erst kurz bevor Freddie Mercury am 24. November 1991 an Aids starb, der Öffentlichkeit seine Erkrankung mitgeteilt. Es sei schon interessant, schreibt Pollanz, daß sich bis heute die Theorie halte, Aids stamme aus einem amerikanischen Militärlabor.

Dabei wisse man doch heute zuverlässig, dass diese Theorie ihren Ursprung in einer gezielten Desinformations Kampagne des KGB habe. Mit dem Queen Song hat das alle nur sehr am Rande zu tun. Aber darauf muss sich der Leser einstellen. Denn Pollanz liebt die Abschweifung.

Nein, Stairway to Heaven von Led Zeppelin ist keiner der 33 ausgewählten Songs, obwohl das Lied in dem Buch sehr wohl abgehandelt wird. Und zwar - jetzt wird es ein wenig kompliziert – in dem Kapitel, das eigentlich David Baerwalds Lied "The Postman" gewidmet ist. Denn da schreibt Pollanz darüber, dass manche vermuten, Platten enthielten geheime Botschaften, wenn man sie rückwärts spiele.

Begonnen hat alles am 27. Oktober 1969, als ein Radiohörer den DJ eines Senders in Michigan anrief und behauptete, Paul McCartney sei drei Jahre zuvor bei einem Autounfall verstorben. Man müsse nur den Song "Revolution 9" rückwärts spielen. Da sei ganz klar "Turn me on dead man" zu vernehmen.

1981 wurden dann Led Zeppelin geheimer Botschaften beschuldigt. Spiele man ihren Klassiker rückwärts, würden Satan und das Große Biest 666 verherrlicht werden.

Denn im Pop gilt ja nicht nur die Formel "Sex sells", sondern auch "Satan sells".

"Fuck Forever" von den Bambyshambles war im Jahre 2005 ein ziemlicher Ohrwurm, eine der großen Hymnen der Nullerjahre, aber auch ein großer Scheiß-drauf Song, so Pollanz. In Amerika ist das Album wohl mit einem "Parental Advisory" Sticker versehen worden, vermutet der Autor.

Mitte der 1980er Jahre trat eine von Tipper Gore – der Ehefrau von Al Gore – geführte Organisation dafür ein, alle Schallplatten mit anstößigen Texten mit so einem Aufkleber zu versehen. Um die Eltern zu warnen und die Kinder zu schützen.

Wolfgang Pollanz’ Text ist ein äußerst lesenwerter Ausflug in die Geschichte und die Geschichten der Popmusik. Die großen Klassiker der Branche - Beatles, Beach Boys, Bob Dylan oder Elvis Presley – finden sich hier ebenso wie weniger bekannte Gruppen: X-TG oder Die Antwoord.

Stets sind die Texte flott geschrieben und Pollanz Vorliebe, alles mit allem zu verbinden, macht das Buch auch für die interessant, die den ausgewählten Songs sonst nur wenig abgewinnen könnten.

Die Popmusik selbst ist mittlerweile in die Jahre gekommen. Und auch wenn die Musikindustrie ihren Niedergang beklagt, so erscheinen doch jedes Jahr dermaßen viele neue Alben, das niemand mehr den Überblick bewahren kann. Pollanz will mit seinen 33 Songs eine schmale Fährte durch diese chaotische Unüberschaubarkeit legen.

Service

Wolfgang Pollanz, "33 Songs", Edition Keiper