Fukushima: Kein erhöhtes Krebsrisiko

Zwei Jahre nach Fukushima erwarte man eigentlich, dass die Folgen des Reaktorunglücks sich auch gesundheitlich bemerkbar machen. Mediziner und Strahlungsexperten der Vereinten Nationen kommen aber zu dem Schluss, dass es trotz Fukushima nicht mehr Krebsfälle in Japan gibt. Das gelte auch für Kinder, die anfälliger als Erwachsene sind für Schäden durch radioaktive Strahlung.

Morgenjournal, 1.6.2013

Grundrisiko nicht signifikant erhöht

Glaubt man den 180 Wissenschaftlern dann hat die japanische Bevölkerung durch das durch ein Erdbeben zerstörte Atomkraftwerk in Fukushima jetzt und in der Zukunft kein erhöhtes Krebsrisiko, die Strahlung sei zu gering gewesen, UNSCAR-Experte Wolfgang Weiss: "Es gibt für die japanische Bevölkerung ein Grundrisiko an Krebs zu erkranken und das zusätzliche Risiko aufgrund der Strahlenexposition geht in diesem Risiko unter. Das heißt, das Grundrisiko wird nicht signifikant erhöht."

Viele kleine Zysten

Zwei Millionen Japaner und Japanerinnen sind in der sogenannten Fukushima-Gesundheits-Studie bis jetzt untersucht worden, 360.000 davon sind Kinder. Besonderes Augenmerk haben die Mediziner bei ihren Untersuchungen auf die Schilddrüse gelegt, denn Schilddrüsenkrebs - das weiß man spätestens seit Ende der 1980iger Jahre durch die Atomkatastrophe von Tschernobyl - ist eine häufige Folge von einem zu viel an radioaktiver Strahlung. Weiss: "Japan hat für ein hochindustrielles Land die beste Technik eingesetzt, die bisher in solchen Screeningverfahren nur sehr selten eingesetzt wurde. Und was man sieht, es wird eine sehr hohe Zahl von ganz kleinen Zysten beobachtet – unter fünf Millimeter – also wirklich ganz kleine Anomalien, die man bisher mit anderen Methoden gar nicht gesehen hat."

Ob diese Zysten allerdings tatsächlich eine Folge der atomaren Strahlung sind und zu Krebs führen werden, das wird von den UN-Experten bezweifelt. Denn in Hongkong habe man bei Kindern mit derselben hochtechnisierten Screening-Methode eine noch höhere Anzahl dieser Mini-Zysten gefunden.

Hohe Anzahl von Traumatisierungen

Ohne gesundheitliche Folgen für die japanische Bevölkerung ist die Atomkatastrophe von Fukushima aber nicht geblieben, betont Weiss. Viele Männer, Frauen und Kinder seien durch das Erdbeben, den Tsunami vor allem aber durch das Atomunglück vom 11. März 2011 auf Jahre traumatisiert. Der Reaktorunfall habe zwar bis jetzt kein einziges durch Strahlung verursachtes Todesopfer gefordert. Auch nicht unter den 25.000 Arbeitern, die beim Unglücksreaktor eingesetzt waren. Aber es seien - so schreibt die Zeitung Tokyo Shimbun - als indirekte Folge der Katastrophe fast 800 Menschen gestorben. Der seelische Stress - durch die Evakuierungsmaßnahmen und der Verlust von Hab' und Gut - sei ihnen zu viel geworden.