Fehler bei der Rettung Griechenlands
"Bei der Rettung Griechenlands vor der Staats-Pleite sind massive Fehler passiert." Was viele Menschen in Griechenland schon immer gedacht haben, spricht jetzt ausgerechnet ein Vertreter des IWF, des Internationalen Währungsfonds aus. Jenes IWF, der damals gemeinsam mit Europäischer Zentralbank und EU-Kommission die Hilfspakete für Griechenland geschnürt hat. Die EU-Kommission sieht keinen Grund zur Selbstkritik.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 6.6.2013
Zu langsam
Mit dem Vermerk 'streng vertraulich' hat der Internationale Währungsfonds die Analyse der Griechenland-Krisenhilfe gekennzeichnet. Erst heute nach Veröffentlichung des Geheim-Berichts im Wall Street Journal und der Financial Times gibt es offizielle Stellungnahmen aus dem IWF Hauptquartier in Washington.
Kritisiert wird etwa, dass Annahmen über die Entwicklung der griechischen Wirtschaft viel zu optimistisch gewesen seien. Der umstrittene Schuldenschnitt oder aber eine Staatspleite hätten viel früher stattfinden sollen, um Europas Steuerzahlern Geld zu sparen. Der Sprecher von EU Währungskommissar Olli Rehn, Simon O'Connor weist das zurück: "Eine unkontrollierte Staatspleite oder eine Schuldenumstrukturierung hätte in dieser Phase katastrophale Auswirkungen gehabt, nicht nur für die Euroländer, auch für Griechenland."
Mangelhafte Zusammenarbeit
Der Währungsfonds wirft Kommission und EZB außerdem mangelnde Zusammenarbeit, schlechte Kommunikation und unterschiedliche Ziele vor, etwa in Bezug auf notwendige Strukturreformen in Griechenland.
O´Connor: "Wir weisen diese Ansicht entschieden zurück, dass nicht genug getan wurde um wachstumsfördernde Strukturreformen festzulegen. Das ist einfach falsch und unbegründet"
Während der IWF weiter vor Rezession und einem unkontrollierbaren griechischen Schuldenberg warnt, verweist die EU-Kommission auf funktionierende Reformen und Anzeichen der Erholung. Aber letztlich räumt auch Kommissionssprecher O'Connor ein, im Fall von Griechenland habe es sich für die EU um einen Lernprozess gehandelt. Ähnliches ist heute auch aus Berlin und aus Athen zu hören.