EU drängt auf gemeinsamen Luftraum
Die Fluglotsen wehren sich gegen ein von der EU-Kommission seit langem verfolgtes Projekt. Der "Single European Sky" soll den Himmel über Europa in größere Blöcke teilen, anstatt Flugrouten allein an nationalen Grenzen zu orientieren. Das soll Milliarden sparen. Seit den 90er-Jahren liegen die Pläne am Tisch, umgesetzt wurden sie nicht, sagt die Kommission, die mit Vertragsverletzungsverfahren droht.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 11.6.2013
Fünf Milliarden Euro Sparpotenzial
Grenzenlos ist die Freiheit auch über den Wolken nicht. Die nationalen Flugsicherungsorganisationen sehen die Luftsicherheit nur durch sich selbst garantiert. Die Folge sind Flugrouten, ausgerichtet an nationalen Grenzen. Im Schnitt lege jedes Flugzeug einen Umweg von 42 Kilometern zurück. Mit dementsprechend höherem Spritverbrauch, Zeitverlust und Mehrkosten. Klingt nicht viel. Doch wenn jährlich 800 Millionen Passagiere durch Europas Lüfte geflogen werden, sollen da rund fünf Milliarden Euro Zusatzkosten für die Fluglinien zusammenkommen, die auf die Ticketkosten aufgeschlagen werden.
Kaum mehr als Fassade
Für den gemeinsamen Himmel hat die EU-Kommission neun große Blöcke vorgesehen. Österreich findet sich da im Verbund mit Tschechien, der Slowakei, mit Ungarn, Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina. Nach dem Vulkansausbruch in Island, der vor drei Jahren den Flugverkehr weitgehend lahm gelegt hat, haben die Pläne Gestalt angenommen. Seit letztem Jahr sollten sie umgesetzt sein. Doch die Kommission kritisiert, dass der Zusammenschluss der nationalen Flugsicherungen zu den neun Blöcken nicht mehr als Fassade sei. In der Praxis habe sich wenig geändert. Die Kommission hat schon vor Monaten mit Vertragsverletzungsverfahren gedroht.
Gewerkschaften bremsen
Mehr als 50.000 Beschäftigte arbeiten in der europäischen Flugsicherung. Die USA, die der Kommission hier als Vorbild dienen, machen das mit 35.000. Für die Gewerkschaften ist das ein nicht einmal versteckter Hinweis, dass der gemeinsame Himmel nur ein Job-Abbau- und Sparprogramm ist.
Doch die EU-Kommission rechnet in den nächsten zwanzig Jahren noch einmal mit einer Zunahme des Flugverkehrs um 50 Prozent. Die Arbeit dürfte also nicht weniger werden. sie soll nur von weniger Beschäftigten erledigt werden.