Krebsdrama "The Broken Circle"

Für Schicksalsschläge gibt es manchmal keine Erklärungen. Ein junges Paar im belgischen Krebsdrama "The Broken Circle" sucht dennoch verzweifelt. Mit welchen Konsequenzen, schildert der Film von Regisseur Felix van Groeningen mit großer emotionaler Intensität.

Mittagsjournal, 13.6.2013

Eine Tätowierung in der Form einer schön drapierten Schleife ziert den Rücken von Elise. Wie ein Geschenk zum Auspacken, erscheint es dem Blue-Grass-Musiker Didier also, als er die junge Frau kennen und lieben lernt. Intensiv erlebt man diese Liebe, auch im Alltag. Ein Kind wird geboren und die Liebe blüht noch mehr. Doch dann ein Schicksalsschlag: das Kind hat Krebs. Die Stimmung: zwischen Hoffen und Verzweiflung.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

"The Broken Circle" ist kein gewöhnliches Krebsdrama, denn als das Kind stirbt, beginnt der Film erst so richtig, die Auseinandersetzung mit dem Tod, das Ringen mit dem Schmerz, die schwere Prüfung für die Beziehung des Paares, gegenseitige Schuldzuweisungen. Der Film beruht auf einem Theaterstück des Autors und Hauptdarstellers Johan Heldenbergh. Schmerz könne man letztlich nicht teilen, meint der Belgier, auch nicht in einer Liebesbeziehung.

Harsche Religionskritik

Fragmentarisch in Rück- und Vorausblicken handelt Regisseur Felix van Groeningen diese Tragödie ab, immer wieder auch manchmal zu deutlichen Symbolbildern. Etwa Vögel. die gegen eine Glasscheibe fliegen. Man glaubt an freie Sicht und wird schlagartig abgebremst, im schlimmsten Fall ist man tot.

Die Seitenwege führen das Drama auch in eine politische Dimension hinein inklusive harscher Religionskritik, zum Beispiel, weil die Bush-Administration die für Krebspatienten möglicherweise rettende Stammzellenforschung aus religiösen Gründen behindert hat. "Nach 9/11 hat man ziemliche Rückschritte gemacht", meint Autor Johan Heldenbergh.

Glaubwürdige Annnäherung

Routinierte Kinogeher werden hier weder in den Motiven noch in der Erzählweise Neues finden. Außergewöhnlich ist allerdings die Behutsamkeit, mit der Felix van Groeningen ans Werk geht. Nie beutet er sein Sujet für falsches Pathos aus, nie ist der Ton hysterisch, nie gefühllos. Für die Glaubwürdigkeit eines Stoffs, der im Kino immer ein Grenzgang ist, die richtige Annäherung.