Die Illustratorin und Autorin Judith Kerr ist 90

In Deutschland kennt man Judith Kerr vor allem als Autorin von "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl". In Großbritannien gehört sie zu den bekanntesten Kinderbuchautorinnen überhaupt. Jetzt wird sie 90 Jahre.

Judith Kerr

(c) Spata, EPA

Kulturjournal, 14.06.2013

Wie erklärt man einem Kind den Holocaust? Wo soll man Grenzen ziehen, und wie kann man das Unbegreifliche verständlich machen? Für ihre eigenen Kinder setzte Judith Kerr bei sich selber an - und schuf damit einen Zugang für Zigtausende deutsche Schulkinder.

Kerr schrieb die Geschichte, wie sie als Neunjährige mit ihren Eltern vor den Nazis aus Berlin floh, eigentlich zunächst für ihren Sohn und ihre Tochter auf. Ihr autobiografisches Kinder- und Jugendbuch "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" wurde zum Bestseller und war lange Jahre fester Bestandteil deutscher Lehrpläne.

Für unzählige Kinder in Deutschland war die Erzählung von der Flucht der kleinen Anna und ihrer Familie die erste Begegnung mit der Zeit des Nationalsozialismus - verständlich gemacht unter anderem durch ein rosa Kuschel-Kaninchen, das in Berlin zurückgelassen werden muss. Annas Geschichte ist die von Judith: Sie stammt aus einer jüdischen Künstler-Familie, ihr Vater Alfred Kerr war in der Weimarer Republik ein gefeierter Kritiker. Die Nazis verbrannten seine Bücher.

Gerade noch rechtzeitig konnten die Kerrs 1933 fliehen, über die Schweiz kamen sie nach Paris und schließlich 1935 nach London. Hier lebt Judith Kerr bis heute, in einer einstigen Künstlersiedlung im Süden der Hauptstadt, umgeben von Grün und in der Nähe der Themse.

Mit den englischen Versionen von Bilderbüchern wie "Ein Tiger kommt zum Tee" und der Reihe über die Abenteuer des Katers "Mog" wurde sie zu einer der bekanntesten Kinderbuchautorinnen des Landes. Heute gehören ihre Bücher auf der Insel zu den Klassikern.

Text: dpa/Red., Audio: ORF