Sozialbarometer: keine Kürzungen bei den Ärmsten

Drei Viertel der Österreicherinnen und Österreicher sind gegen Kürzungen beim Sozialstaat. Das ist das Ergebnis des ersten Volkshilfe Sozialbarometers. Eine klare Mehrheit hat sich für die Anhebung der Mindestsicherung ausgesprochen und auch einen Mindestlohn halten vier von fünf Befragten für wichtig.

Mittagsjournal, 21.6.2013

Anhebung der Mindestsicherung gefordert

1.066 Euro im Monat für einen Einpersonenhaushalt - wer weniger hat, gilt als armutsgefährdet. Zum Vergleich: Die Mindestsicherung beträgt etwas mehr als 750 Euro im Monat. Keine Absicherung, in der man sich bequem ausruhen kann, sagt Erich Fenninger, von der Volkshilfe. "Unter 1000 Euro wird es je nach Familiengröße und Konstellation eng."

Die Volkshilfe fordert deshalb, die Mindestsicherung anzuheben. Und sie sieht sich durch das Ergebnis des Volkshilfe-Barometers unterstützt. 1.000 Österericherinnen und Österreicher wurden befragt. Fast drei Viertel halten eine Anhebung der Mindestsicherung für eine wichtige Maßnahme. Vier von fünf Österreichern unterstützen einen Mindestlohn von 1.500 Euro.

"Rechtsanspruch auf soziale Sicherung"

Die Solidarität sinkt allerdings je nach Betroffenheit, sagt Andreas Holzer von Sora, das die Umfrage durchgeführt hat. "Für 52 Prozent der Arbeiter und Arbeitererinnen ist eine Erhöhung der Mindestsicherung "sehr wichtig" - aber nur für 33 Prozent der leitenden Angestellten und Beamten."

Damit Armutsgefährdete sich nicht dafür genieren müssen, dass sie zu wenig zum Leben haben, ist ein Umdenken in der Gesellschaft notwendig, fordert Erich Fenninger von der Volkshilfe. "Wir wollen eine Gesellschaft, die Armutsbetroffene nicht zu Bittstellern degradiert." Armutsbetroffene sollen in Zukunft einen Rechtsanspruch auf soziale Sicherung haben, auf Arbeit und auf die Möglichkeit, sich in der Gesellschaft weiter zu integrieren. Denn Hilfsorganisationen könnten den Sozialstaat nicht ersetzen, sondern nur ergänzen.