Gesundheitsreform: Weiche Ziele
Die geplante Gesundheitsreform muss noch eine wichtige Hürde nehmen: In dieser Woche soll festgelegt werden, welches Gesundheitsangebot nötig ist, was zu wenig oder was zu viel ist und wie das ausgeglichen werden kann. Noch wird an Details gefeilt, klar scheint aber schon jetzt: Sehr ambitioniert oder genau dürften die Ziele für die Gesundheitsreform nicht ausfallen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 24.6.2013
Das große Aber
Die Experten für die Gesundheitspolitik haben sich einige Mühe gemacht und detailliert aufgelistet, was zu machen wäre. Zuerst die Analyse - etwa wohin die Patienten derzeit gehen. Dann die Festlegung, welche Gesundheitseinrichtungen was anbieten sollten, dass Gruppenpraxen ausgebaut sowie unnötige Spitalsaufenthalte vermieden werden. Außerdem soll es einheitliche Qualitätsstandards geben und Strategien zur Gesundheitsförderung geben. Und das Ganze ist auch noch mit zeitlichen Plänen und Vorgaben versehen.
Dann kommt jedoch das große Aber: Denn es fehlen verbindliche Ziele, wie viel Gesundheitsangebot es geben soll und wie das zwischen Spitälern und niedergelassenen Ärzten aufgeteilt werden soll. Nicht klar ist auch, wie sich das Angebot der Gesundheitsleistungen verschiebt oder verschieben soll. Und es fehlt ein Messinstrument, ob die Maßnahmen wirken, sowie allfällige Sanktionen, wenn Gesundheitsziele nicht eingehalten werden, zumindest bis jetzt.
Ziel locker erreichbar
Konkret bedeutet das, dass es zwar definierte Ziele gibt, die man erreichen kann, aber nicht erreichen muss. In der Medizin selbst wäre so etwas eher ungewöhnlich. Denn da kann man zumeist feststellen, ob eine Therapie wirkt. Wenn etwa das Fieber fällt, ist das ein Indiz, dass es dem Patient besser geht. Wenn er wieder Normaltemperatur hat, ist er wahrscheinlich gesund. Für die Gesundheitsreform gibt es aber nicht einmal ein Thermometer.
Für die Gesundheitsreform gilt lediglich, dass das Angebot zwischen Spitälern und niedergelassenen Ärzten besser abgestimmt werden soll, damit die Ausgaben nicht zu stark steigen. Gekoppelt wird das ans Wirtschaftswachstum, die Zuwachsraten sollen maximal 3,6 Prozent betragen. Das erscheint - wenn man die vergangenen Jahre betrachtet - aber nicht weiter schwierig. In den letzten drei Jahre sind die Kosten immer weniger stark gestiegen, und lagen immer unter drei Prozent. Dieses Ziel wurde also locker erreicht, auch ohne Maßnahmen, dafür bedürfte es nicht einmal eines Gesundheitsreform-Thermometers.