Jüdische Friedhöfe: Geld nicht abgeholt
Die Republik ist völkerrechtlich verpflichtet, sich um die Gräber auf rund 60 jüdischen Friedhöfen zu kümmern. Denn nach Vertreibung und Holocaust gibt es meist keine Nachkommen, die das tun könnten. Geld in einem eigenen Fonds ist vorhanden, wird aber derzeit nicht genutzt.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 25.6.2013
(c) Daser, ORF
Pflegevereinbarung ist Bedingung
Seit 2010 gibt es den Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe. Gemäß Washingtoner Abkommen besteht für Österreich die Verpflichtung zur Restaurierung und zum Erhalt der jüdischen Friedhöfe. Dafür stehen insgesamt 20 Million Euro zur Verfügung. Diesen Friedhofsfonds leitet Hannah Lessing vom Nationalfonds für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Million Euro steht jedes Jahr zur Verfügung, das Geld wurde bisher nicht ausgeschöpft. Die Voraussetzung für die Inanspruchnahme der Mittel wären der Antrag durch eine Kultusgemeinde oder den Besitzer des Friedhofes sowie die erklärte Bereitschaft der Standort-Gemeinde, den Friedhof nach der Sanierung 20 Jahre lang zu pflegen.
Viele Beispiele
Solche Vereinbarungen wurden schon geschlossen, zum Beispiel in Deutschkreuz im Burgenland oder in Stockerau in Niederösterreich. Hannah Lessing nennt weiters Graz, Kobersdorf, Michelndorf bei Tulln, Ybbs, Wr. Neustadt, Gänserndorf, Mattersburg, Klosterneuburg, Großenzersdorf, Lackenbach und Kittsee. Auch einige Vereine würden sich gut um einzelne jüdische Friedhöfe kümmern, Hohenems in Vorarlberg hebt Hanna Lessing beispielhaft hervor.
Problemfall Wien-Währing
Eine besondere Herausforderung ist allerdings der Jüdische Friedhof Währing. Im 19.Jahrhundert war hier die Hauptbegräbnisstätte der Wiener Juden. Viele kulturhistorisch wertvolle Grabdenkmäler gibt es hier - doch die Monumente verfallen. Was Nationalsozialisten und Vandalen nicht zerstört haben, bedrohen jetzt Vegetation und Wetter. Eine Pflegevereinbarung mit der Gemeinden Wien für diesen jüdischen Friedhof fehlt. Ohne Vereinbarung könne der Fonds aber nicht auszahlen, erklärt Hannah Lessing. Zuletzt hieß es sowohl von der Israelitischen Kultusgemeinde wie von der Stadt Wien, man sei in Verhandlungen über eine Pflegevereinbarung. Konkretes aber war auf Anfrage nicht zu erfahren.