Deutschland: SPD und Grüne im Wahlkampf

Angela Merkels Herausforderer bei der deutschen Bundestagswahl im Herbst, Peer Steinbrück von der SPD, hofft auf ein rot-grünes Bündnis nach der Wahl. Am Vormittag hat er gemeinsam mit der Grünen Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt ein Modell für einen gesetzlichen Mindestlohn vorgestellt.

Mittagsjournal, 11.07.2013

Soziale Gerechtigkeit im Fokus

Unter dem deutschen Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder war klar, wie die Rollenverteilung in seiner Koalition aussieht. Er war der Koch, die Grünen die Kellner. Heute ist das anders. Die Grünen haben bei allen vergangenen Landtagswahlen sehr gute Ergebnisse erzielt und stellen inzwischen sogar den Ministerpräsidenten im reichen und bevölkerungsreichen Land Baden-Württemberg. Die SPD hingegen schwächelt. Die Frage nach Koch oder Kellner stellt heute die grüne Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckard dem neben ihr sitzenden SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück so: offen "Kannst Du überhaupt kochen? Nein, ich kann nicht kochen."

Typisch Steinbrück, kurz und patzig. Und genau das ist sein Problem. Er wirkt oft herablassend, ja fast verletzend. Das hat gut zum schneidigen Reformer gepasst, den er in früheren Zeiten sehr glaubwürdig verkörpert hat. Doch jetzt richten die Sozialdemokraten ihr Wahlprogramm wieder ganz stark am Thema soziale Gerechtigkeit aus und da muss Steinbrück Vieles fordern und verteidigen, was ihm früher nicht so wichtig war - zum Beispiel einen gesetzlichen Mindestlohn.

"Es geht um Politikwechsel"

Katrin-Göring Eckardt sitzt daneben und nickt zustimmend. Man soll ihr nicht anmerken, dass sich die Grünen zunehmend Sorgen über die Schwäche der SPD machen, die in der jüngsten großen Umfrage in Deutschland nur mehr bei 25 Prozent liegt. Gemeinsam mit den 14 Prozent der Grünen wird das für den angestrebten Macht und Politikwechsel nicht reichen. Göring-Eckart setzt auf die letzten Wahlkampfwochen: "Es geht um einen echten Politikwechsel."

Der gemeinsame rot-grüne Auftritt heute ist nur einer von vielen und soll zeigen: Seht her, wir sind gut vorbereitet, wir können regieren, wir haben nicht nur einen Plan, sondern sogar konkrete rot-grüne Gesetzesvorlagen in der Schublade. Beide Parteien haben allerdings auch gesagt, dass sich einige ihrer Pläne nur mit Hilfe von Steuererhöhungen finanzieren lassen - das ist ehrlich, aber nicht sehr wahlkampftauglich.