Praktiker und die Österreicher
Die deutsche Baumarktkette Praktiker ist pleite, der Konzern hat sich mit missglückten Auslandsexpansionen und Rabatt-Aktionen überhoben. Überschuldet und zahlungsunfähig hat das Unternehmen gestern in Hamburg die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Aus Österreich hat sich Praktiker schon 2006 zurückgezogen, doch Österreicher spielten weiter eine wichtige Rolle.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 12.7.2013
Investorenpaar de Krassny
Als Sanierer wurde Armin Burger geholt, Ex-Chef des Diskonters Hofer, den Aufsichtsrat führt Erhard Grossnig, und Alain de Krassny, ehemaliger Generaldirektor der Donau Chemie und Vizepräsident der Wiener Wirtschaftskammer, hält mit seiner Investmentfirma Donau Invest zehn Prozent an Praktiker und ist damit größter Einzelaktionär. Seine Ehefrau Isabella vertritt eine Investorengruppe, die ebenfalls gut zehn Prozent an Praktiker besitzt. Das Wort der Familie De Krassny hatte bei Praktiker Gewicht, sagen Branchen-Insider. Alain de Krassny sieht das anders, er habe nie Einfluss auf die Firma genommen: Mit einem Zehn-Prozent-Anteil könne man eine Firma nicht führen. Es habe zwar Management und Aufsichtsrat sein Vertrauen gegeben, sei in diesen Gremien aber nicht drin gewesen. "Ich hab's beobachtet, aber ich hab's nicht geführt."
"Es hätte auch anders gehen können"
Am wichtigsten sei jetzt das Schicksal der 18.000 Mitarbeiter, sagt de Krassny, er hoffe, das Praktiker die Leute weiter beschäftigen kann. Er habe und seine Frau hätten jedenfalls getan, was sie konnten. Man wäre bereits gewesen mehr Geld zuzuschießen, aber die Gläubiger hätten sich geweigert, Sicherheiten zu geben. "Dann wurde Insolvenz beantragt, das tut mir sehr leid. Vielleicht hätte es auch anders gehen können."
Jedenfalls vertraue er dem Management und dem Aufsichtsrat weiter, stellt de Krassny klar, mehr könne er als Aktionär nicht tun. Wie hoch seine Verluste sind, will er nicht sagen - nur so viel, es sei mindestens ein zweistelliger Millionenbetrag. Er habe daraus gelernt, dass er eher in Firmen investieren werde, wo er die Mehrheit habe. Denn als Einzelaktionäre könne man nicht sehr viel gestalten. "Wir können es verkraften", ergänzt Alain de Krassny. Ob das für alle Aktionäre gilt, darf bezweifelt werden. Vor sechs Jahren war eine Praktiker-Aktie noch 32 Euro wert, heute Vormittag bekommt man nur noch 14 Cent dafür.
Übersicht
- Handel