Gutes Geschäft mit "laktosefrei"

Milch, die als "laktosefrei" gekennzeichnet ist, kostet um ein Drittel mehr als "normale" Milch - ein gutes Geschäft für Handel und Hersteller. Forderungen nach klareren Vorschriften für die Lebensmittelkennzeichnung weist das Gesundheitsministerium zurück.

Mittagsjournal, 13.7.2013

Reka Tercza und Barbara Daser

Hohe Preisdifferenz

Ein bis zwei Gläser Milch und kurz darauf brummt der Magen. Durchfall, Blähungen und Übelkeit können folgen. Für Menschen mit Laktoseintoleranz, also einer Milchzuckerunverträglichkeit, ist das nichts Ungewöhnliches. Der Grund: Ihnen fehlt das Enzym Laktase, die Voraussetzung für den Körper den Milchzucker zu verwerten. 15 bis 20 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher leiden unter Laktoseintoleranz.


Um beschwerdefrei den Alltag zu meistern, landet bei vielen Betroffenen statt der natürlichen Kuhmilch eine laktosefreie Variante im Einkaufswagerl. Der Unterschied zwischen den Produkten zeigt sich nicht nur im Geschmack, der bei laktosefreien Milchprodukten süßer ist. Auch der Preis hinterlässt seine Spuren in der Geldbörse, so Susanne Bauer von der Arbeiterkammer Steiermark: "Zwischen den laktosefrei gekennzeichneten und den normalen Produkten haben wir Preisdifferenz bis zu 30 Prozent im Durchschnitt gefunden." Die Industrie begründet die höheren Preise meist mit aufwändigen Verfahren, durch die Kuhmilch laktosefrei wird.

Irreführende Kennzeichnung

Das Geschäft mit den laktosefreien Milchprodukten boomt. Regelmäßig finden neue Waren ihren Weg in die Supermarktregale - von laktosefreier Wurst bis hin zu Vollmilchschokolade. Neben diesen Produkten gebe es aber auch andere Alternativen, auf die Personen mit einer Laktoseintoleranz ausweichen können, sagt Petra Rust vom Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Wien. Darunter Reismilch, Mandelmilch, aber auch Sojamilch, die jedoch im Fall einer Eiweißallergie zu Problemen führe. "Die Eiweißallergie tritt häufig in jungen Jahren auf, geht dann wieder verloren. Da wäre Soja keine gute Alternative, weil diese Klienten auch auf Soja allergisch reagieren können. Bei der Laktoseintoleranz stellt Soja durchaus eine Alternative dar."

Der Grund: Soja enthält von Natur aus keine Laktose. Wie beispielsweise auch Hartkäse. Und trotzdem wird vermehrt mit der Inschrift "laktosefrei" auf den Verpackungen geworben, sagt Susanne Bauer von der Arbeiterkammer Steiermark. Das sei jedoch falsch, schließlich hätten diese Produkte keinen wirklichen Zusatznutzen für die Verbraucher, so die Expertin. Sie ist überzeugt, dass die österreichische Politik in zwei Bereichen neue Regelungen schaffen müsse: "Das eine ist, dass die Nährwertkennzeichnung auch den Laktosegehalt umfassen soll, und das zweite ist. die Bedingungen für die Auslobung "laktosefrei" festzulegen", so Susanne Bauer von der Arbeiterkammer Steiermark. Im Gesundheitsministerium sieht man derzeit keinen Handlungsbedarf.

Übersicht

  • Handel
  • Konsument/innen