2010 - Das iPad
Das Jahr 2010 bringt eine Revolution auf dem Computersektor mit sich. Das iPad von Apple ist zwar nicht der erste Tablet-Computer der Geschichte, erstmals aber finden diese neuen, nur aus einem Touch-Screen bestehenden Geräte eine rasante Verbreitung.
27. April 2017, 15:40
Statt der üblichen zentralistischen Software, wie man sie bisher gewohnt war, überschwemmten jetzt die unterschiedlichsten Applikationen, kurz Apps genannt, den Markt. Wie schon das iPhone, so bringt auch das iPad die dauernde Netz-Präsenz mit sich. Und die Folgen dieses Informationsrausches liegen auf der Hand. Hereinkommende E-Mails und Facebook-Einträge zerstückeln im Dauer-Stakkato unsere Wahrnehmung der analogen Wirklichkeit. Der Leipziger Philosoph Christoph Türcke hat deshalb schon von einer "Unterbrechungsgesellschaft" gesprochen, die aus "fragmentierten Menschen" besteht.
(c) TMW
Dieses immer schnellere Einprasseln immer bruchstückhafterer Informationen verändert auch unser Denken. Der US-amerikanische Autor Nicholas Carr hat in seinem Buch "Was das Internet mit unserem Hirn anstellt" auf dieses Phänomen aufmerksam gemacht. Unser Gehirn braucht einfach seine Zeit, so Carr, bis es Wissen vom Arbeitsgedächtnis ins Langzeitgedächtnis transferiert hat. Erst durch diesen Prozess sind wir aber imstande, Verbindungen herzustellen zwischen den neu hereingekommenen Informationen und unseren Erinnerungen, Erfahrungen und Gefühlen. Genau das gibt unserem Denken aber seinen Reichtum und seine Tiefe.
Doch die Entschleunigung, die es dafür braucht, will gelernt sein. Wie der Psychologe George Pennington schreibt, haben viele Menschen mittlerweile Angst vor der Langsamkeit. Er bietet deshalb Entziehungskuren vom digitalen Kommunikationsstrom an, in denen striktes iPad-Verbot herrscht. Zu den Aufgaben, die er den Teilnehmern seiner sogenannten Zeitlupenseminare stellt, gehört es da etwa, mindestens zehn Minuten für das Binden seiner Schuhbänder zu brauchen.
Urlaub zu machen von Handy und Tablet-Computer scheint gar nicht so einfach zu sein. Dass man zu seinem iPad ein höchst emotionales Verhältnis aufbauen kann, ist mittlerweile sogar wissenschaftlich belegt worden. Hirnforscher haben nämlich herausgefunden, dass beim Streichen über den Touch-Screen dieselben Hirnareale aktiviert werden wie bei Verliebten.