Griechenland: Reformen beginnen zu greifen

Die Regierung steht beim Reform- und Sanierungskurs weiter unter Druck. Sparziele müssen erreicht werden, damit die Hilfsgeldzahlungen der internationalen Gemeinschaft im Fluss bleiben. Experten konstatieren gewisse Fortschritte, und auch der Tourismus kommt wieder in die Gänge.

Morgenjournal, 16.7.2013

Erste Fortschritte

Mittlerweile haben die Menschen in Griechenland ein halbes Dutzend Sparpakete hinter sich. Die Prüfer der Troika aus EU-Kommission, Zentralbank und Währungsfonds attestieren der Regierung grundlegende Fortschritte - so gebe es endlich ein vollständiges Bild der Einnahmen und Ausgaben des Landes. Die Reform des Gesundheitswesens sei im Gange, auch wenn manch öffentliche Krankenhäuser nur noch partiell funktionieren. Die teuren, starren Flächentarifverträge würden weitgehend der Geschichte angehören. Gestiegen ist in den vergangenen Monaten die Produktivität.

In Griechenland sind die Lohnstückkosten, wichtiges Indiz für die Wettbewerbsfähigkeit, gesunken - im Fünfjahresabstand um zehn Prozent, sagt Bruno Freytag, Leiter des Außenwirtschaftscenters in Athen. Das mache die Ansiedlung von Unternehmen attraktiver. Allerdings bessere sich das Umfeld für Investitionen langsamer als gewünscht. Auf der Wunschliste stehen etwa deutlich schnellerer Genehmigungsverfahren. Von einem Bescheid innerhalb von zwei Monaten ist die überregulierte Wirtschaft samt aufgeblähten Behörden weit entfernt.

Privatisierungen unter Erwartungen

Einigermaßen stabilisiert ist in Griechenland mittlerweile der Bankensektor, der zum Teil verstaatlicht ist. Einigermaßen vorankommen sind auch die Privatisierungen. Die Erlöse, ob schon erzielt oder veranschlagt, erfüllen jedoch bei weiten nicht die Erwartungen, sagt Freytag. Statt 50 Milliarden erlös seien aber bestenfalls 25 Milliarden insgesamt zu erwarten.

Tourismus läuft wieder

Zufrieden bilanzieren wollen die Griechen die laufende Tourismussaison. Die Buchungslage sei sehr gut, in diesem Sommer werden an die 17 Millionen Gäste erwartet. Das sei für die Gesamtstimmung in Griechenland wichtig, so Freytag.

Der Tourismus ist auch gut für die Jugendlichen im Land, von denen jeder zweite als arbeitslos gilt. Viele Betriebe bieten ihnen zumindest einen Teilzeitjob. Im Dienstleistungsbereich sehen Ökonomen auch noch viel Potential für das Land. Außerhalb der Hauptreisezeit gebe es kaum Gäste, auch der Sektor rund um die Schifffahrt ließe sich ausbauen.

Reeder unangetastet

Sehr großen Nachholbedarf hat das Land noch beim Thema Privilegien. So sind die Einkünfte griechischer Reeder aus der Schifffahrt weiterhin steuerfrei. Noch greift die Regierung die einflussreiche Gruppe nicht an und verzichtet somit auf eine wichtige Geldquelle - zum Missfallen der Bevölkerung und der internationalen Gemeinschaft, die das Land finanziell stützen und eventuell noch einem Schuldenschnitt zustimmen soll.