Nationalbibliothek präsentiert Literaturmuseum

Österreich bekommt ein Literaturmuseum. Seit Jahren ist von diesem Projekt die Rede, jetzt nimmt es Gestalt an. Das ehemalige Hofkammerarchiv in der Wiener Johannesgasse wird derzeit generalsaniert. Die Baustelle des künftigen Literaturmuseums in der Wiener Innenstadt haben Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) und die Generaldirektorin der Nationalbibliothek, Johanna Rachinger, besichtigt.

Mittagsjournal, 31.7.2013

Wo Franz Grillparzer einst als Archivdirektor amtierte, zwischen Urkunden, Geschäftsbüchern und Akten der Habsburgermonarchie, dort wird in Zukunft die österreichische Literatur einen Ort haben, die Literatur vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart.

Auf der Baustelle des neuen Literaturmuseums im ehemaligen Hofkammerarchiv in der Wiener Johannesgasse 6 gab es heute einen ersten Lokalaugenschein. Bis an die Decke reichen die alten Holzregale in den hohen, engen, denkmalgeschützten Räumen. Das Grillparzer-Arbeitszimmer im zweiten Stock ist noch so erhalten, wie es der Dichter 1856 verlassen hatte, selbst das Stehpult, an dem er einen Teil seiner Dramen schrieb, ist noch an seinem Platz. Die Arbeitsgemeinschaft BWM Architekten mit Planet Architects werden da in den kommenden Monaten ein modernes Museum errichten.

Ausstellung, Vermittlung und Forschung - Literatur zu ebener Erde und auf vier Stockwerken wird es geben. Im Erdgeschoß und im vierten Stock sollen Veranstaltungen stattfinden, dazwischen ist eine Ebene für Sonderausstellungen reserviert und zwei für eine Dauerausstellung. Autografen von Kafka, Stifter und Musil werden da ebenso zu sehen sein wie der Morgenrock von Heimito von Doderer, ein Wanderstock von Peter Handke, jene Perücke, die Egon Friedell bei seinem berühmten Goethe-Sketch aufhatte, oder ein Wecker, der Requisit bei einem der legendären Cabarets der Wiener Gruppe war.

Im Frühjahr 2015 soll das Literaturmuseum eröffnet werden. Die Sanierungskosten von 2,8 Millionen Euro trägt das Wirtschaftsministerium, das Kulturministerium finanziert mit 2,6 Millionen Euro die Einrichtung des Museums. Kulturministerin Claudia Schmied sieht das Literaturmuseum als Teil einer neuen Kulturmeile im ersten Bezirk - neben dem Filmvermittlungszentrum Metro Kino und in der Nähe zum Winterpalais von Prinz Eugen, das ab Herbst vom Belvedere bespielt wird. Für das Literaturmuseum gibt es jedenfalls schon einen Namen: das Grillparzerhaus.