Ärzte warnen: Essstörung statt Bikinifigur
Schlank ist schön - diese Botschaft der Werbung und Modeindustrie wird jungen Menschen tagtäglich suggeriert. Junge Frauen und Männer eifern diesem Ideal nach und wollen gerade jetzt in Sommerkleidung und im Schwimmbad besonders schlank und begehrenswert aussehen. Die wenigsten haben aber von Natur aus Modelmaße. Die meisten starten Diäten und viele schlittern in eine Essstörung.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 3.8.2013
Unzufriedenheit mit dem Körper
Unter 10.000 haben nur sechs Frauen die von den Medien angepriesenen "Idealmaße" 90-60-90. Also einen Brustumfang von Kleidergröße 38/40, eine Taille der Kindergröße 134 und die Hüften eines 14-jährigen Mädchens mit Kleidergröße 34, sagt die Wiener Frauengesundheitsbeauftragte Beate Wimmer-Puchinger. Aus Studien wisse man aber, dass die Angst, diesen Vorstellungen nicht entsprechen zu können, schon zur Sorge Nummer eins der Teenager geworden sei. "Das alarmiert uns", sagt Wimmer-Puchinger.
Alarmierend ist die steigende Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, sagt auch die Gesundheitspsychologin Michaela Langer vom Wiener Programm für Frauengesundheit: "Das ist ein Risikofaktor für die Entwicklung von Essstörungen. Sie machen Diäten, nehmen ab, der Selbstwert steigt scheinbar. Dann kommt aber der Jojo-Effekt: Sie nehmen zu, der Selbstwert sinkt. Was folgen muss, ist die nächste Diät. Nicht so wenige rutschen dann in eine Magersucht oder auch in eine Esssucht."
Spirale zur Essstörung
Eine Befragung von mehr als 1.000 Mädchen und Burschen, durchgeführt vom Wiener Programm für Frauengesundheit und der Med-Uni Wien ergab vor zehn Jahren, dass 80 Prozent der Mädchen und 40 Prozent der Burschen Angst vor dem Zunehmen hatten. Über 50 Prozent der Mädchen hatten schon einmal eine Diät gemacht ohne übergewichtig zu sein. "Das mag vielleicht normal sein, aber das ist nicht gesund", betont Michaela Langer vom Wiener Programm für Frauengesundheit. "Das resultiert dann in Risikoverhalten wie die Einnahme von Entwässerungs- und Abführmitteln."
Ein Kreislauf von Essen und Erbrechen, Hungern bis an ein lebensgefährliches Untergewicht, aber auch übermäßiger Sport, vor allem bei Burschen, sind Merkmale von Essstörungen, sagt die Leiterin des Wiener Programms für Frauengesundheit Beate Wimmer-Puchinger. "Ich will nicht gegen Sport und Bewegung argumentieren, aber in diesen Extremen, das wissen wir, dreht sich die Spirale hin zu einer Essstörung."
Allein in Wien werden pro Jahr 3.500 Menschen aufgrund von Essstörungen stationär im Krankenhaus behandelt. 89 Prozent davon sind Frauen, elf Prozent Männer.
Hilfe bei Essstörungen
Hotline für Essstörungen: 0800 20 11 20
Montag bis Donnerstag 12- 17 Uhr
Frauengesundheitszentrum FEM
Tel: 01-476 15 57 71,
Mo.-Do. 9-17 Uhr
Therapiezentrum intakt
Zentrum für Essstörungen
Infos und Broschüren
Wiener Programm für Frauengesundheit