Francis International Airport
Mit ihrem Album "In The Woods" hat die Wiener Band Francis International Airport vor drei Jahren etwas geschafft, worauf viele heimische Popmusiker hinarbeiten: Sie hat international auf sich aufmerksam gemacht und über ein Jahr lang in ganz Europa Clubs und Festivals bespielt.
27. April 2017, 15:40
Schon damals zeigte die 2004 in Wien gegründete Band ihre musikalische Eigenständigkeit jenseits gängiger Pop- und Rock-Klischees. Im vergangenen Frühjahr haben Francis International Airport ihr neues, insgesamt drittes Album "Cache" herausgebracht und sich noch einmal neu erfunden: Statt Gitarrenriffs integriert die Band nun mehr elektronische Klänge in ihren Sound. Mit der neuen Platte tritt sie derzeit auf diversen Sommerfestivals auf, demnächst beim FM4-Frequency.
Kulturjournal, 09.08.2013
Der Stadtbahnbogen ist in der Wiener Musikszene seit langem ein beliebtes Bauwerk: Abgeschirmt von Anrainern, die sich wegen Lärmbelästigung beschweren könnten, verströmen diese von Otto Wagner gebauten Viadukte auch ästhetisch ein gewisses Underground-Flair. Nicht umsonst befinden sich stadtbekannte Clubs wie Chelsea oder B 72 in solchen Bögen am Wiener Gürtel. In einem anderen Stadtbahnbogen, an der sogenannten Vorortelinie gleich bei der Heiligenstädter Straße, haben sich Francis International Airport einquartiert.
Hinter teils gebrochenen Fensterscheiben finden sich ebenerdig eine Bar, eine Sitzgarnitur und ein Drumset; über eine steile Treppe geht es hinauf in den eigentlichen Proberaum. Diesen teilen sich die fünf Musiker mit anderen Bands. Auf die Frage, ob die Bahn, die alle paar Minuten über ihre Köpfe hinwegrauscht, nicht stört, meint Zahradnicek, Sänger und Gitarrist von Francis International Airport, kurz und bündig: "Wir sind lauter!"
Neues Album als "musikalischer Geniestreich"
Im Mai haben Francis International Airport beim österreichischen Label siluh records ihr neues Album "Cache" herausgebracht und von den Popkritikern des Landes viel Lob erhalten: Von einem "weiteren musikalischen Geniestreich" sprach etwa der Jugendkultursender FM4: Die Band habe es geschafft, sich neu zu erfinden, ohne ihre Identität aufzugeben. Und diese ist stark: Die fünf Bandmitglieder kennen sich seit Ewigkeiten, alle stammen aus dem Raum Sankt Pölten in Niederösterreich.
Allerdings gestaltete sich die Arbeit am neuen Album zunächst schwierig. Im Proberaum kam man zuerst nicht so recht weiter, also haben die Musiker die Songs getrennt voneinander zuhause ausgetüftelt - und einen neuen, elektronischeren Sound entwickelt, erklärt Sänger Markus Zahradnicek. Mit "Cache" wollten sich Francis International Airport vom üblichen Soundgewand mit Gitarre, Bass und Schlagzeug entfernen. "Cache" schreibt sich übrigens nicht wie das englische Wort für Bargeld, sondern meint den Arbeitsspeicher am Computer. Dieser hat nämlich bei der Entstehung des Albums eine wichtige Rolle gespielt. Als man die Platte im Studio aufgenommen hat, waren die Songs zum Großteil schon fertig. Die meiste Arbeit hatte Drummer Manuel Riegler, der die Ideen seiner Kollegen am Schlagzeug im Studio umsetzen musste.
In den vergangenen Wochen haben sich die Musiker dann wieder regelmäßig im Proberaum getroffen, um die neuen Stücke für die Live-Konzerte zu proben - was nicht so einfach war, wie es sich anhört, meint Sänger Markus Zahradnicek.
Wenig Geld für immer mehr Arbeit
Seit ein paar Wochen ist das Album heraußen, die Live-Tournee ist voll im Gange. Auftritte beim Popfest Wien oder beim Poolbar Festival in Feldkirch sind bereits absolviert. Ob sich die ganze Arbeit auch wirtschaftlich gelohnt hat, lässt sich noch schwer sagen. Wenig Geld für immer mehr Arbeit zu bekommen, sei die Realität im Bandalltag, sagt David Zahardnicek, Bassist und Bruder des Bandleaders. Für Nebenjobs bleibe da wenig Zeit.
Nach dem Erfolg des vorletzten Albums "In the Woods" haben Francis International Airport die öffentliche Wahrnehumgsschwelle überschritten und erhielten eine Förderung des Österreichischen Musikfonds, eine wichtige Anerkennung, denn soll sich ein Bandprojekt künstlerisch weiterentwickeln und professioneller werden, muss man Geld in die Hand nehmen. Aber, da sind sich die fünf Musiker einig, jede Investition zahle sich aus, alles werde am Album hör- und auf der Bühne sichtbar - und das sei am Ende das Entscheidende.