Begegnungszone: Großexperiment in WIen

Die größte Einkaufsstraße Österreichs, die Mariahilfer Straße in Wien, wird ab Freitag zu einem großen Teil zur Begegnungszone. Das heißt, Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer teilen sich den öffentlichen Raum. Mit dem Konzept der Begegnungszone gibt es in Österreich zwar erste Erfahrungen, aber die Mariahilfer Straße wird zur zur bisher größten.

Mittagsjournal, 14.8.2013

"Aufeinander aufpassen"

Ecke Kirchengasse/Mariahilferstraße - hier treffen Fußgängerzone und Begegnungszone zusammen. Auf der einen Seite sind Autos verboten, nur auf einem rot markierten Streifen wird der Autobus der Linie 13A durchfahren dürfen. Auf der anderen Seite bis zum Getreidemarkt gilt die Begegnungszone und dort dürfen auch Pkw fahren. Der Sinn der Begegnungszone sei, dass alle aufeinander Rücksicht nehmen und aufeinander aufpassen, sagt Klaus Robatsch vom Kuratorium für Verkehrssicherheit.

Gesetzliche Vorgaben

Schon bisher gab es in Österreich etwa 20 Begegnungszonen im Test, unter anderem in Haag in Niederösterreich, in Thalgau in Salzburg und am Sonnenfelsplatz in Graz. Seit 1. April gilt auch ein neues Gesetz für Begegnungszonen, in dem festgelegt ist, welche Regelungen die Gemeinden bei der Einführung einer solchen Zone berücksichtigen müssen. Die Wiener Mariahilfer Straße wird die bisher größte Begegnungszone. Anders als die Fußgängerzone schließt sie den Autoverkehr nicht aus, sagt Robatsch. Doch über die wirtschaftlichen Aspekte wurde in Wien in den letzten Wochen heftig diskutiert. Viele Händler fürchten um ihr Geschäft, wenn man nicht mehr mit dem Auto Einkaufen fahren kann. Denn in der Begegnungszone gibt es keine Parkplätze, nur "Kiss & Ride"-Nischen, in denen ein kurzes Stehenbleiben zum Ein- und Aussteigen erlaubt ist.

Tempo beschränkt

Ausschlaggebend dafür, dass eine Begegnungszone funktioniert ist die Geschwindigkeit: Autofahrer und Radfahrer dürfen nicht schneller als 20 km/h fahren. Nur so kann ausreichend auf Fußgänger Rücksicht genommen werden. Die Geschwindigkeitsbeschränkung sollte unbedingt kontrolliert werden, wenn auch nicht mit Strafen, aber durchaus mit Hinweisen für die Kfz-Lenker, sagt Robatsch. Ob Begegnungszone und Fußgängerzone in der Mariahilfer Straße funktionieren, wird in den nächsten Monaten untersucht. Danach wird es eine Bürgerbefragung geben, wie die neugestaltete Mariahilfer Straße endgültig aussehen soll.