Lage in Kairo eskaliert
In Ägypten hat Übergangspräsident Adli Mansour den Notstand ausgerufen. Nach der Räumung der Protestlager von Anhängern des gestürzten Präsidenten Mursi war die Lage in Kairo und weiteren Städten des Landes eskaliert. Bei Straßenkämpfen dürften hunderte Menschen getötet worden sein.
8. April 2017, 21:58
(c) Youssef, EPA
Abendjournal, 14.8.2013
Ausnahmezustand
Um Punkt 16h ist im staatlichen ägyptischen Fernsehen die Erklärung zum Ausnahmezustand verlesen worden.
Begründete wird die Maßnahmen mit der "Gefahr für Sicherheit und Ordnung" durch "gezielte Sabotage und Angriffe auf private und öffentliche Gebäude und den Verlust an Leben durch extremistische Gruppen". Die Streitkräfte seien in Kooperation mit der Polizei beauftragt, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um Sicherheit und Ordnung zu wahren heißt es weiter
Die ägyptische Regierung hat kurz danach in Kairo und 11 weiteren Provinzen zwischen 19.00 Uhr und 6.00 Uhr Früh eine Ausgangssperre verhängt.
Straßenkämpfe gehen weiter
Aber noch immer liefern sich Anhänger des gestürzten Präsidenten Mursi mit Angehörigen von Polizei und Armee blutige Straßen-schlachten. Noch immer sind Schüsse zu hören. Ein Reporter der Agence France Press hat in 3 Leichenhallen in der Nähe des Haupt-Protest-Camps 124 Tote gezählt. Die Demonstranten sprechen von einem Massaker mit mehr als 2000 Toten und 10.000 Verletzten.
Der Arzt ABDUL RAHMAN GAMAL versorgt in einem notdürftig errichteten Feldlazarett in einer Moschee Verletzte: "Als die Demonstranten von der Noor Moschee gekommen sind haben sie begonnen zu schießen. Seit wir hier sind haben wir 20 Menschen mit Schussverletzungen am Kopf in der Brust und an den Beinen".
Die Behörden räumen bisher landesweit nur 95 Todesopfer ein, das staatliche Fernsehen zeigt Bilder, die beweisen sollen dass auch die Demonstranten bewaffnet sind. Dr Ahmed Mustafa von der Muslimbruderschaft: Wir haben Familien dort gehabt mit Kindern und Alten die friedlich protestiert haben natürlich ohne Waffen.
Gewaltexzesse mit Toten sind in den vergangenen Stunden auch aus anderen Landesteilen gemeldet worden. Besorgniserregend: Die Auseinandersetzung zwischen Anhängern des gestürzten Präsidenten und den Sicherheitskräften nimmt immer mehr auch Züge eines Religionskrieges an. Im Landesinneren sollen Mursi-Anhänger 3 Kirchen in Brand gesetzt haben.
Keine Reisewarnung
Trotz Ausnahmezustands im ganzen Land und nächtlicher Ausgangssperre in 12 von 29 Provinzen gilt vorerst keine Reisewarnung für ganz Ägypten. Nikolaus Luterotti vom österreichischen Außenministerium: die Tourismusgebiete am Roten Meer gelten nach wie vor als sicher und Reisen dorthin möglich.
Man warne aber schon länger vor Reisen in Sahara und Nordsinai-Gebiete und rate auch von Reisen in größere Städte ab - so der Sprecher des Außenministeriums weiter.