Wetterextreme: Österreich importiert Strom

Die österreichischen Energieversorger warnen, dass durch Klimawandel, Dürre und Überschwemmungen heuer wesentlich mehr Strom importiert werden müsse als geplant. Und die Stromnetzbertreiber machen darauf aufmerksam, dass beim Umstieg auf alternative Energieformen Fehler gemacht worden seien.

Morgenjournal, 21.8.2013

Importe statt Gaskraftwerke

Der Ausbau erneuerbare Energien wie Wind, Wasser und Solar, schreitet voran, hinterher hinkt allerdings der Bau besserer Stromleitungen, so die Kritik des Netzbetreibers Austrian Power Grid (APG). Die Folgen habe Österreich heuer im Sommer besonders zu spüren bekommen, sagt Gerhard Christiner von APG: Österreich müsse seit Wochen permanent Strom importieren. Mit ein Grund: Energie aus Wind, Sonne und Wasser wird von Seiten des Staates stark gefördert. Gaskraftwerke sind im Vergleich dazu unrentabel geworden, und das habe für Österreich weitreichende Folgen, sagt Christiner. Bis auf das Kraftwerk Dürnrohr sei kein einziges thermisches Kraftwerk in Betrieb gewesen.

Fällt Strom aus Wind, Sonne und in Österreich vor allem Wasser aus, kann es daher schnell zu Engpässen kommen. Genau das war heuer im Sommer der Fall, denn bei Überflutung müssen die Turbinen wegen der Wassermassen ausgeschaltet werden, bei Dürre reicht das Wasser nicht, um die Turbinen in Bewegung zu halten. Die Folge: Stromimporte "von einem Drittel bis zur Hälfte".

Stärkere Leitungen nötig

Aber auch die Importe sind schwierig, so Christiner, denn das Leitungsnetz sei nicht ausreichend ausgebaut. Die Produktion von Strom aus Wind, Wasser und Sonne schwankt stärker als bei Kraftwerken, die permanent und gleichmäßig Energie erzeugen. Strom aus erneuerbaren Energien benötige daher stärkere Leitungen. Der Stromnetzbetreiber appelliert an die Politik: Neue Leitungen müssten gebaut, aber vor allem bestehende Leitungen verbessert werden. Die APG rechnet vor, dass bis 2023 2,6 Milliarden in die Infrastruktur investiert werden müssten. Außerdem solle sich auch die Politik überlegen, ob nicht Gaskraftwerke wieder bei Engpässen als schnelle Reserve bereit stehen sollten.