Thomas Glavinic mit "Das größere Wunder"

Der österreichische Schriftsteller Thomas Glavinic hat zuletzt in dem Roman "Unterwegs im Namen des Herrn" seine Erlebnisse auf einer Pilgerfahrt nach Medjugorje geschildert. Jetzt ist sein neuer Roman erschienen, "Das größere Wunder", der es auf die Longlist für den Deutschen Buchpreis geschafft hat.

Morgenjournal, 21.8.2013

„Die Arbeit der Nacht“, „Das bin doch ich“ oder „Wie man leben soll“ sind nur drei der höchst erfolgreichen Romane des österreichischen Schriftstellers Thomas Glavinic. Zuletzt hat er in dem Roman „Unterwegs im Namen des Herrn“ seine Erlebnisse auf einer Pilgerfahrt nach Medjugorje geschildert. Jetzt ist sein neuer Roman erschienen -„Das größere Wunder“, der es (wie letzte Woche bekannt wurde) auf die Longlist für den Deutschen Buchpreis geschafft hat. Katharina Menhofer hat das Buch gelesen.

Jonas ist zurück

Er ist wieder da - der Jonas. In „Die Arbeit der Nacht“ hat ihn Glavinic durch das ausgestorbene Wien gejagt, in „Das Leben der Wünsche“ hat er ihm seine dunklen Träume erfüllt, jetzt schickt er seine Hauptfigur Jonas auf den Mount Everest. Dort auf 8000 Meter Höhe, immer an der Grenze zwischen Leben und Tod, zwischen Hirnschwellung und Übermüdung erinnert sich Jonas an sein bisheriges Leben. An den prügelnden Stiefvater und die lieblose Mutter, den behinderte Zwillingsbruder, den reichen geheimnisvollen Großvater, und schließlich an Marie - die Lebensliebe. In einer losen Trilogie hängen die Romane zusammen, sagt der Autor Thomas Glavinic. Denn in allen drei Büchern gehe es um Angst Einsamkeit und Liebe.

Auf der Suche nach dem Lebensglück

500 Seiten sind es geworden und - so steht es am Klappentext - ein Schlüsselwerk des Thomas Glavinic. Mit keinem seiner Werke habe er auf so positive Weise gerungen, sagt der Autor. Er hatte das Gefühl etwas zu machen, was in sich vollkommen richtig ist und das sei ein enorm beglückendes Gefühl.

Nicht immer wird dieses Gefühl auch beim Leser erzeugt - und zuweilen vermisst man Glavinics augenzwinkernde Selbstironie, die der Geschichte ein wenig Leichtigkeit verleihen könnte. Atemlos hetzt man mit dem etwas zu perfekt geratenen Helden auf seiner Suche nach dem Lebensglück, durch all die Länder, die er bereist, erlebt und erleidet unzählige Abenteuer und Schicksalsschläge und stolpert über Anspielungen, Verweise und angerissene Handlungsstränge.

Seine Stärken entwickelt das Buch dort, wo Glavinic sich Zeit nimmt, zu verweilen. Die packende und sehr anschauliche Schilderung der Everest-Tour ist auf Glavinics Begeisterung für das Extrembergsteigen zurückzuführen und auf seine Freundschaft mit Gerfried Göschl, der im Vorjahr am Hidden Peak verunglückt ist. „Das größere Wunder“ ist im Hanser Verlag erschienen und auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis nominiert.