Mortimer und Miss Molly

Jim Morrison und Karl May, Johann Nestroy und Piero della Franccesca sind nur einige der Personen, mit denen sich der Schriftsteller Peter Henisch in den letzten Jahren und Jahrzehnten in seinen Romanen, Gedichten und Erzählungen auseinandergesetzt hat.

Mittagsjournal, 23.8.2013

Seinen 70. Geburtstag wird Peter Henisch traditionsgemäß in der Toskana feiern, seiner Sehnsuchts- und Herzenslandschaft, in die es ihn seit Jahrzehnten immer wieder zieht. Ganz im Gegensatz zur österreichischen oder besser zur: ostösterreichischen Mentalität, mit der der Schriftsteller - bei aller Liebe - so seine Schwierigkeiten hat: die Missgunst, der Neid, die Wurstigkeit und die Bösartigkeit missfallen ihm an der (ost-)österreichischen Mentalität. Zwar gebe es das alles auch in Italien, aber es sei dort doch besser, was vielleicht auch mit dem besseren Wetter und mit anderen Lebensbedingungen zu tun hat.

In Italien, konkret in der Toskana, spielt auch Peter Henischs neuer Roman „Mortimer und Miss Molly“. Der Autor erzählt zwei Geschichten, die er in geschickter Parallelführung miteinander verknüpft. Da ist zum einen die abenteuerliche Love-Story eines amerikanischen Jagdfliegers, der im Mai 1944 über einem toskanischen Städtchen abspringt und sich in Miss Molly verliebt, die englische Gouvernante einer italienischen Aristokratenfamilie, die den alliierten Fallschirmspringer vor den deutschen Besatzern versteckt. Und da ist die Geschichte von Marco aus Torino und Julia aus Wien, die sich in einem rauschhaften Liebessommer Anfang der Achtziger in just diesem Städtchen auf die Spuren von Miss Molly und ihrem Bomberpiloten heften und deren längst vergangene Liebesgeschichte rekonstruieren. Zwei hochromantische Geschichten, die Peter Henisch da mit leichter Hand erzählt.

Mit „Mortimer und Miss Molly“ ist Peter Henisch ein zauberhafter Roman geglückt, eine luftig-leichte Liebesgeschichte, die von den Abgründen des Kriegs und den Höhenflügen erotischer - und nicht nur erotischer - Begegnung erzählt. Ein Sommerroman mit heiter-melancholischen Zügen.
Es würde einen nicht wundern, sollte sich ein findiger Filmproduzent zügig die Kinorechte an Henischs Roman sichern: denn „Mortimer und Miss Molly“ schreit förmlich nach einer Verfilmung.

Peter Henisch selbst wünscht sich zum 70. Geburtstag - außer einer Verfilmung seines Romans - nur, dass es noch eine gute Weile so weitergehe wie bisher. Außerdem solle die Globalisierung der Gleichgültigkeit, von der der neue Papst Francesco gesprochen hat, durch bessere Tendenzen abgelöst werden.

Service

Peter Henisch, "Mortimer und Miss Molly", Deuticke Verlag