Wahlbeteiligung könnte wieder steigen
Das Ringen von SPÖ und ÖVP um den Kanzlerposten könnte die Wahlbeteiligung am 29. September heben. Denn die beiden Regierungsparteien müssen im Wahlkampf die Unterschiede in ihren Positionen herausarbeiten und polarisieren. Auch das Antreten der Liste Stronach und damit ein neues Angebot für Unzufriedene könnte die Zahl der Nichtwähler reduzieren.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 31.8.2013
Emotionalisierung mobilisiert
Lange vorbei sind die Zeiten, wo noch 90 Prozent und mehr zur Wahl gegangen sind. Eine Wahlbeteiligung von knapp unter oder knapp über 80 Prozent ist seit den 1990er-Jahren in Österreich der Normalzustand. Aber es gibt Ausreißer, etwa 2002, als Wolfgang Schüssel nach dem Waterloo der Freiheitlichen in Knittelfeld zu den Urnen rufen ließ. Mehr als 84 Prozent gingen damals hin, und 1995 - als ebenfalls Schüssel eine Wahl vom Zaun brach - waren es 86 Prozent. Wahlforscher Christoph Hofinger vom SORA-Institut zieht eine Parallele zu diesen beiden Wahlgängen: "Wenn es die Koalitionsparteien SPÖ und ÖVP schaffen zu emotionalisieren und die Unterschiede sichtbar zu machen, ist es möglich, dass die Wahlbeteiligung insgesamt steigt." Besser nicht den Eindruck erwecken, dass die Fortsetzung der Koalition schon ausgemachte Sachen wäre, warnt Hofinger. In Wahlgängen, in denen SPÖ und ÖVP verwechselbar waren, sei auch immer die Wahlbeteiligung gesunken.
Neues Angebot zieht
Eine wichtige Rolle in Sachen Wahlbeteiligung misst der SORA-Geschäftsführer im Lichte der Landtagswahlen vom Frühjahr auch dem Team Stronach (TS) zu. So habe das TS in Niederösterreich vier von 10 Stimmen von ehemaligen Nichtwählern bekommen. Das zeige, dass ein auch neues Angebot dazu führe, dass die Nichtwähleranzahl sinke, so Hofinger. Insgesamt also keine schlechte Ausgangslage, um die Wähler zu mobilisieren, obwohl der Wahlkampf bisher eher nur dahingeplätschert ist. Dabei komme es noch sehr viel auf die Schlussmobilisierung an, sagt Christoph Hofinger. Immer mehr würden erst knapp vor der Wahl entscheiden.
Und welche Auswirkungen können die jetzt angelaufenen TV-Konfrontationen haben? Tendenziell tragen diese Duelle zur Mobilisierung bei und verstärken sie, sagt Hofinger. Er macht aber eine Einschränkung: Würden alle Duelle nach dem Muster Frank Stronach gegen Josef Bucher ablaufen, dann könnte das Gegenteil eintreten - nämlich dass sich die Wähler mit Grausen vom politischen Geschehen abwenden.