Duell Faymann - Spindelegger
Im Wahlkampf in Österreich läuft – ebenso wie in Deutschland - ein Duell um die Kanzlerschaft. Die ÖVP mit Vizekanzler Michael Spindelegger will die SPÖ überholen und hat sich auch entsprechend angriffig positioniert. Die SPÖ mit Bundeskanzler Werner Faymann agiert eher zurückhaltend. Eine Analyse.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 2.9.2013
Die Sozialdemokraten halten den Ball ganz bewusst sehr flach. Sie stellen den Kanzler, liegen in den veröffentlichten Umfragen vorn und haben die Boulevardzeitungen auf ihrer Seite. Da genügt ein Kernwählerprogramm mit den Stichwörtern Arbeit und Pensionen und der Warnung vor Schwarz-Blau - dass sich das rechnerisch nicht ausgehen wird, spielt keine Rolle. Die ÖVP hingegen muss etwas riskieren. Sie versucht, ihren Spitzenkandidaten Michael Spindelegger neu zu erfinden. Das wird man bei den ersten Auftritten des ÖVP-Chefs in den ORF-Konfrontationen diese Woche wieder beobachten können. Spindelegger erweckt zumindest den Eindruck, dass er es wirklich wissen will.
Und wie glaubwürdig ist der ÖVP-Obmann als Herausforderer?
Das ist die andere Seite. Spindelegger hatte zuletzt alle Hände voll zu tun, Widersprüche in den eigenen Reihen aufzulösen, oder besser wegzureden. Das verträgt sich schlecht mit der Führungskompetenz, die ein Kanzlerkandidat selbstverständlich haben muss. Dazu kommt der Versuch Spindeleggers, Kanzler Faymann quasi vom Podest zu holen - indem er ihn bei öffentlichen Auftritten duzt. Dass ist zwar einerseits keine schlechte Idee, andererseits verschwimmen dadurch wieder die Profile - und es geht in Richtung Verwechselbarkeit. Genau das ist aber Gift für die Regierungsparteien in diesem Wahlkampf. Was sie brauchen, ist Polarisierung und Mobilisierung.