Kritik an Wahlumfragen
Gut drei Wochen vor der Nationalratswahl wird jetzt wissenschaftliche Kritik an so mancher in den Medien veröffentlichten Meinungsumfrage laut: Forscher der Uni Wien meinen, die Zahl der Befragten sei in vielen Fällen zu gering für halbwegs exakte Aussagen und die Schwankungsbreite der Ergebnisse viel zu groß. Die Umfrageinstitute wiederum meinen, die Medien stellten ihre Ergebnisse allzu plakativ dar.
27. April 2017, 15:40
Abendjournal, 5.9.2013
Problematische Momentaufnahmen
Partei A hat die Nase vorn, Regierungspartei B ist mit soundso vielen Prozentpunkten im Rückstand. Erich Neuwirth, Statistikprofessor an der Uni Wien, hält nicht viel von solchen Aussagen. Sie stimmen nur, wenn die Abstände riesengroß sind, sagt er: "Es handelt sich um Meinungsbilder, die vielleicht geeignet sind, dramatische Änderungen in der öffentlichen Wahrnehmung der Parteien festzustellen. Viel mehr würde ich nicht auf Umfragen setzen."
Sozialwissenschaftlerin Sylvia Kritzinger, ebenfalls Uni Wien, ortet unter anderem technische Fragwürdigkeiten: Zu viele Handybefragte, zu wenig Festnetzteilnehmer - das verzerr die Ergebnisse: "Das sind Momentaufnahmen, die sehr davon abhängen, wie die Stichprobe zusammengesetzt und die Fragen gestellt wurden." Das müsse man mit Vorsicht anschauen und auch immer die Schwankungsbreiten in Betracht ziehen.
Wunsch an die Medien
Marktforscher Werner Beutelmayer verteidigt die Produkte seiner Branche. Auch kleine Umfragen könnten wirksam sein, "wenn drei unabhängige Messungen ein identes Bild ergeben, dann ist es statistisch signifikant."
Meinungsforscherin Sophie Karmasin wünscht sich von den Medien, dass man mit den statistischen Daten sorgsam und verantwortungsvoll umgeht. Soll heißen: Keine Titelseite, nur weil eine Partei einen Prozentpunkt in der Umfrage verliert.