The World's End
Was mit einem komödiantisch inszenierten Rückfall von fünf trinkfreudigen und sexualneurotischen Männerrabauken beginnt, endet in einer Science-Fiction-Abrechnung mit dem Weltuntergang: "The World's End" heißt nicht nur das Pub, in dem die spätpubertäre Tour beginnt, sondern auch der Film, mit dem das britische Drehbuch-Duo Simon Pegg und Edgar Wright ihre Blood-and-Icecream-Triologie abschließt.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 11.9.2013
Filmgenres auf intelligente und humorvolle Weise zu variieren, das ist die Spezialität des britischen Drehbuch-Duos Simon Pegg und Edgar Wright. Zusammen haben sie die Zombie-Parodie "Shaun of the Dead" und die Polizei-Action-Komödie "Hot Fuzz" gemacht und damit eine beträchtliche Fan-Gemeinde gewonnen. Nun folgt der letzte Teil einer Trilogie, ein Ausflug ins Science-Fiction-Fach, wie schon der Titel andeutet: "The World's End".
Die Goldene Meile
Eine Nacht, 12 Pubs, fünf Jugendliche, einige Dutzend Bier, Frauen, Drogen, Schlägereien und ein glanzvoller Sonnenaufgang: Das ist der Stoff aus dem Mythen geschrieben werden, zumindest für Gary King, der seinem Nachnamen auf jeden Fall beim Trinken alle Ehre macht. Doch weil man einst im Alter von 18 Jahren die sogenannte Goldene Meile - also 12 Pubs in einer englischen Kleinstadt - nicht ganz absolviert hat, trommelt Gary nach 20 Jahren seine Kumpels wieder zusammen, um das unvollendete Werk nun zu Ende zu bringen. Nicht jeder ist begeistert.
Mehr als Slapstick
Bauunternehmer, Immobilienmakler, Autohausbesitzer und Manager sind die Freunde nun. Doch muss man wirklich auf Spaß verzichten, nur weil man Verantwortung und Familie hat und ordentlich Geld verdient? Und wissen die überhaupt noch, was Spaß ist? Immer wieder unterwandert der Film die Slapstick-Einlagen und kindischen Oberflächen, um die Charaktere zu hinterfragen. Er hoffe, so Hauptdarsteller und Drehbuchautor Simon Pegg, die Zuseher würden neben all den dummen Sprüchen auch die subtileren Seiten der Geschichte erkennen.
Science-Fiction-Szenario
Hinter dem obsessiv-pubertären Alkoholiker Gary verbirgt sich mehr als ein Clown mit Aufmerksamkeitsdefizit: Da wird der Wert von Freundschaft und Solidarität ausgelotet und vor den Gefahren gesellschaftlicher Gleichschaltung gewarnt und da wird die Qualität menschlicher Fehlerhaftigkeit, von Sehnsüchten und Ängsten im Vergleich zu Perfektion und Leblosigkeit, zelebriert. Buchstäblich von einem Moment auf den anderen kippt der Film von einem Party-Klamauk in ein veritables Science-Fiction-Szenario, das nicht weiter verraten werden darf. Nur so viel: Für Anhänger des Genre-Kinos gibt es jede Menge zu entdecken.
Alkoholbedingte Gelassenheit
„The World´s End“ lautet nicht nur der Filmtitel, sondern auch der Name des letzten Pubs, das auf der Goldenen Meile liegt. In aller Entschlossenheit feiert der Film am Ende noch einmal seine Mischung aus schwarzem Humor, Selbstironie und Nostalgie ab: Was gibt es Schöneres, als dem Ende der Welt mit freilich alkoholbedingter Gelassenheit entgegenzutreten?