Michael Caine in "Mr. Morgan's Last Love"

Michael Caine ist seit vielen Jahren Ritter ihrer Majestät und trägt den Titel Sir, vergangenes Jahr wurde er geadelt als Ehrengast der VIENNALE und ab morgen ist der zweifache Oscar-Preisträger im Kino zu sehen als pensionierter Professor, der den Tod seiner Ehefrau beziehungsvoll verarbeitet

Von der Herkunft entfernt

Eine Pause vom Kino hat sich Michael Caine nie gegönnt, nur wurde er zuletzt ausschließlich in Nebenrollen eingesetzt. Am populärsten war wahrscheinlich seine Darstellung des Butlers Alfred in den neuen Batman-Verfilmungen. In „Mr. Morgan’s Last Love“ steht Michael Caine jetzt endlich wieder im Zentrum des Geschehens. Ein Glücksfall, wie er zu Beginn der Dreharbeiten meinte, denn Hauptrollen wären für Menschen seines Alters mehr als rar. Und dann sei dieser Matthew Morgan auch noch eine ziemliche Herausforderung gewesen. Michael Caine: „Ich möchte mich mit jeder Rolle weiterentwickeln und interessiere mich deshalb für Figuren, die mir eigentlich völlig fremd sind. Und mit dieser Rolle bin ich wirklich ganz weit weg von meinen Ursprüngen. Schauen Sie, ich bin der Sohn eines Cockneys, der auf einem Fischmarkt Kisten geschleppt hat und in diesem Film spiele ich einen Philosophieprofessor aus Princeton. Ich glaube viel weiter kann man sich von seiner Herkunft nicht entfernen.“

Mittagsjournal, 19.9.2013

In Frankreich gestrandet

Der von Caine gespielte Professor ist nach seiner Pensionierung mit seiner Frau nach Frankreich gegangen. Nach ihrem Tod und ohne ein Wort Französisch zu sprechen, wirkt er in Paris jetzt wie ein Gestrandeter. Bis er der jungen Tanzlehrerin Pauline begegnet, die ihn durch ihre direkte Art gleichzeitig fasziniert und provoziert. Die Freundschaft zwischen dem ungleichen Paar hält die deutsche Regisseurin Sandra Nettelbeck wunderbar in der Schwebe. Keine leichte Übung, denn die falschen Blicke hätten alles in Richtung Altherrenphantasie kippen lassen können, genauso wie zu viele Worte nur allzu leicht ein kitschiges Rührstück aus dem Altersdrama gemacht hätten. Dass „Mr. Morgan’s Last Love“ diese Gratwanderung gelingt, hängt wohl nicht zuletzt damit zusammen, dass Nettelbeck ihr Drehbuch Michael Caine auf den Leib geschrieben hat.

Fingerspitzengefühl bis zum Schluss

Zusätzliche Dramatik gewinnt der Film dann noch, als nach einem Selbstmordversuch des lebensverdrossenen Professors dessen Kinder in Paris auftauchen. Denn der Sohn ist verständlicherweise vor den Kopf gestoßen von der Freundschaft seines Vaters zu der jungen Frau und verdächtigt sie der Erbschleicherei. Regisseurin Sandra Nettelbeck lässt den Figuren ihre Geheimnisse und beweist bis zur letzten Filmminute Fingerspitzengefühl. Denn die Schlussszene von „Mr. Morgan’s Last Love“ hält innerhalb weniger Sekunden ein tragisches Finale und ein Happy End bereit.