Wahlkampffinale in Deutschland

Es mag die Wahl zum deutschen Bundestag sein, trotzdem blickt morgen ganz Europa nach Deutschland, schließlich geht es darum, wohin die EU steuert. Kanzlerin Merkel wird wohl im Amt bleiben, ihre Wunschkoalition mit der FDP steht jedoch auf der Kippe. Aber nicht nur die FDP kämpft bis zuletzt um jede Stimme, Grüne, Linke und Sozialdemokraten fordern in Berlin die Wende. Auch Merkel schwor ihre Anhänger und Unentschlossene noch einmal auf den Sieg ein.

Mittagsjournal, 21.9.2013

Aus Deutschland berichtet ORF-Sonderkorrespondentin

Merkel wirbt um Vertrauen

Im Berliner Tempodrom beendet Angela Merkel heute ihren Wahlkampf. Mit rotem Blazer und dunkelroter Kette bekleidet steht Merkel auf der Bühne und wirbt um Vertrauen. Angela Merkel will die Menschen "mitnehmen" zur Union: "Gemeinsam erfolgreich für Deutschland."

Gemeinsam erfolgreich sein, will auch die SPD mit ihrem Spitzenkandidaten Peer Steinbrück. Am Berliner Alexanderplatz kritisiert Steinbrück Merkels zögerliche Haltung: "Sie wartet seit vier Jahren auf fast allen Gebieten ab. Das ist das Problem dieses Landes." Steinbrück will Deutschland wieder politisch gestalten und bekräftigt noch einmal, dass er Bundeskanzler werden will.

Grüne und Linke kritisieren Regierung

Die Grünen geben sich optimistisch. Sie wollen künftig gemeinsam mit der SPD regieren. Spitzenkandidat Jürgen Trittin greift die Bundesregierung noch einmal scharf an: "Schwarz-Gelb hatte in den letzten vier Jahren Geld zuhauf und sie haben allein aus diesem Geld für 35 Milliarden Euro Steuergeschenke gemacht – für große Konzerne, für Besserverdienende und für die Hotellerie."

Auch der Spitzenkandidat der Linken, Gregor Gysi, kritisiert auf dem Berliner Alexanderplatz die Wirtschaftspolitik der Regierung. Deutschland habe den größten Niedriglohnsektor in Europa, kritisiert er: "Wir haben acht Millionen Menschen in Deutschland, die unter acht Euro verdienen. Dann haben wir noch einmal 7,4 Millionen Menschen in Mini-Jobs." Das sei eine Schande und ein Skandal, so Gysi.

Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Lagern

Der bisherige Koalitionspartner der Union, die FDP, kämpft ums Überleben. Spitzenkandidat Rainer Brüderle setzt in Stuttgart daher voll auf den Mittelstand.

Nach den letzten Umfragen liegt die FDP bei fünf Prozent. Zwischen Regierungslager und Opposition gibt es im Bundestag demnach ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Überraschungen sind somit möglich.