Sind die Internetauftritte der Parteien barrierefrei?

Wie schaut es fünf Tage vor der Nationalratswahl mit barrierefreier Information auf den Homepages der Parteien aus? Für die Wahl haben die Parteien im Sommer noch schnell einiges verbessert, um Sehbehinderten und Blinden das Wählen zu erleichtern. So wurde die Vergabe der Vorzugsstimme barrierefrei gemacht. Doch sind auch die Internetauftritte der Parteien barrierefrei?

Morgenjournal, 24.9.2013

Nachteil für Sehbehinderte

Fast alle Parlamentsparteien sind online barrierefrei, also auch für Sehbehinderte und Blinde lesbar. Allerdings ist die Qualität unterschiedlich. Beim Team Stronach fehlt die Möglichkeit, Schrift flexibel anzupassen, sagt Doris Ossberger vom Blinden- und Sehbehindertenverband. "Was oft fehlt, ist die Möglichkeit, sich verschiedene Kontrastkombinationen einzustellen."

Ähnlich auch bei der ÖVP. Diese Seite ist für Sehbehinderte schlecht lesbar. An Blinde wurde gedacht, sie kommen dort gut zurecht, sagt Ossberger. "Es ist gut strukturiert. Die meisten Links haben entsprechende Benennungen, d.h. man weiß, wo man hingeführt wird."

Links und Bilder genau beschreiben

Lesen können Blinde im Internet mit sogenannten Screenreadern. Diese Programm lesen die Inhalte vor. Allerdings müssen die Links und Bilder genau beschrieben werden, um sich zurechtzufinden.

Das BZÖ hat keine barrierefreie Homepage, allerdings gibt es das Wahlprogramm als Hörbuch gelesen von Josef Bucher - auch online zum Download. Keine schlechte Idee, nur sollten die Betroffenen davon auch wissen, sagt Ossberger.

Bei den Grünen ist der Blindenvertreterin die Seite zu unübersichtlich. Sie gehe zwar als barrierefrei durch, sei aber schwierig zu navigieren. Bei einem Link, der "mehr" heißt, müsste eine Bezeichnung stehen, wozu "mehr" kommt. "Oder dass Bilder einfach mit dem Dateinamen benannt sind. Das ist zwar eine Bezeichnung für das Bild, sagt aber nichts über den Inhalt aus."

Viele Bilder oft problematisch

Was nur die Grünen anzubieten haben, ist Wahlmaterial gedruckt in Braille-Schrift. Für Sehende spannend, für Blinde und Sehbehinderte ein Nachteil, weil es im Netz viele Fotos und Bilder gibt. Genau darauf setzt die FPÖ, sagt Ossberger. Die Seite sei gar nicht so schlecht barrierefrei, aber "eine Problematik ist, dass sie sehr stark auf Bildern aufgebaut ist. Diese Bilder sind nicht beschrieben."

Alle Kriterien in Bezug auf Barrierefreiheit erfüllt die Seite der SPÖ. Farbe und Kontrast seien gut einstellbar und variierbar. "Auch da sind Steuerungselemente nicht ganz sprechend benannt, aber im Grunde kommt der Screenreader mit der Seite gut zurecht."

In Österreich gibt es mehr als 300.000 Blinde und Sehbehinderte, das sind fast fünf Prozent der Wahlberechtigten.