Lehrerdienstrecht: Rekord an Reaktionen

Mit einem Rekord an Stellungnahmen geht die Begutachtungsfrist für das neue Lehrerdienstrecht zu Ende. SPÖ und ÖVP hatten ihren Gesetzesentwurf im Alleingang in Begutachtung geschickt, also ohne Zustimmung der Lehrervertreter. Die Folge: Das Parlament ist regelrecht mit Stellungnahmen bombardiert worden.

Morgenjournal, 25.9.2013

Breiter Widerstand

800 Stellungnahmen waren es bis gestern Abend, die zum Lehrerdienstrecht eingelangt sind. Bis heute Abend könnten es noch an die tausend werden, so viele wie noch nie für einen Gesetzesentwurf. Üblich sind 30 bis 40 Stellungnahmen pro Novelle. Doch diesmal haben sich nicht nur die Lehrergewerkschafter, Eltern- und Schülervertreter zu Wort gemeldet, sondern vor allem auch Einzelpersonen, der Großteil davon Lehrer. Der Tenor: Das neue Lehrerdienstrecht darf nicht so kommen, wie von SPÖ und ÖVP geplant.

Studie gefordert

Besonders kritisch liest sich die Stellungnahme der Pflichtschullehrergewerkschaft. Deren Vorsitzender Paul Kimberger warnt vor Schnellschüssen, vor allem bei der Arbeitszeit: "Das Motto 'Mehr Arbeit für weniger Geld' kann ich nicht nachvollziehen. Wir brauchen eine wissenschaftliche Basis, wie Lehrerarbeit in der Zukunft ausschauen soll." Erst wenn es eine solche Studie gebe, könne es Änderungen geben, sagt Kimberger.

Sorge um Qualifikation und Geld

Um die Qualität des Unterrichts sorgt sich AHS-Lehrergewerkschafter Eckehard Quin. Am meisten stört ihn, dass SPÖ und ÖVP auch schon Bachelor-Absolventen als Lehrer zulassen wollen, der Mastertitel soll nicht mehr Pflicht sein. Das sei "für die Schuldualität eine Katastrophe".

Lehrergewerkschafter Jürgen Rainer von den berufsbildenden Schulen befürchtet, dass HTLs oder HAKs künftig ohne Fachleute aus der Praxis auskommen müssen. Und zwar, weil sie nach dem neuen Gehaltsschema als Lehrer nicht mehr genug Geld bekämen. Berechnungen hätten einen Verlust von 300.000 Euro über die gesamte aktive Dienstzeit ergeben, so Rainer. Die Regierung hat dem stets widersprochen: Sie kommt sogar auf mehr Gehalt für die Lehrer.

Sämtliche Lehrergewerkschafter fordern nun, dass die nächste Regierung gleich nach der Wahl alle Kritikpunte aus den Stellungnahmen berücksichtigt und ein neues Lehrerdienstrecht entwirft. SPÖ und ÖVP verteidigen weiter ihren jetzigen Entwurf, sie geben sich aber gesprächsbereit.