Diversität: Österreich hinkt hinterher

Ein wichtiger Bereich im Wahlkampf war Arbeit, Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit. Die Bevölkerung wird immer bunter und mobiler, traditionelle Beschäftigungsmodelle müssen neu gedacht, gestaltet und gelebt werden. Dabei gewinnt das so genannte "Diversity Management", der Umgang mit der Vielfalt, immer mehr an Bedeutung. International hat Österreich noch Nachholbedarf, wenn es darum geht, das gesamte Potential im Land zu nutzen.

Mittagsjournal, 28.9.2013

Toleranz ist gesunken

Geht es um die Vielfalt, hat Österreich ein Akzeptanzproblem. Der Grad an Diversität sei besorgniserregend, schreibt die Bertelsmann-Stiftung in ihrer jüngsten Studie zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Republik. Im Europa-Vergleich rutschte das Land auf einen Platz im unteren Mittelfeld ab, auch weil die Toleranz gegenüber Minderheiten, Migranten sowie Homosexuellen gesunken sei.

Experten wie Manuel Bräuhofer, führen das auch darauf zurück, dass Österreich nicht nur strukturkonservativ ist. "Religion wird leider aufgrund der Geschichte immer wieder nicht als etwas Vereinendes, sondern als etwas Trennendes. Auch das zeigt diese Bertelsmann-Studie: Dass Religion eigentlich sehr stark gegen die Akzeptanz von Diversity wirkt." Die Konfession ist nur ein Teil der Vielfalt, um den es beim sogenannten Diversity Management geht."

Wandel kommt nur langsam in Unternehmen an

Herkunft, Geschlecht, Behinderung, sexuelle Orientierung, Geschlecht und Alter spielen beim Diversity Management ebenso eine Rolle. Bräuhofer: "Die demografische Entwicklung wird uns in den nächsten Jahren ganz stark betreffen. Viele Unternehmen entschließen sich dazu, ältere Menschen nicht im Unternehmen zu behalten. Dadurch geht wesentliches Wissen und Erfahrung verloren und jene Menschen finden keinen Zugang mehr zum Arbeitsmarkt."

Der Wandel der Gesellschaft, auch hin zu mehr Individualität, komme nur langsam bei öffentlichen und privaten Dienstgebern an. Wer vermeintlich anders ist, habe größerer Schwierigkeiten einen Arbeitsplatz zu finden.

Politische Strategie gefordert

Für Manuel Bräuhofer, ein Protagonist der Arbeitsgemeinschaft fair.versity, bedürfe es vieler Einzelschritte, um einen Mitarbeiterstab zu bilden, zu halten und mit ihm gegenüber den Mitbewerbern zu bestehen. Experten und Politik sind sich einig, dass sich für jedes Unternehmen die Vielfalt in der Einheit langfristig rechnet.

Aus Sicht von Unternehmensberater Manfred Wondrak braucht es Zeit und Geduld. Dringend notwendig sei außerdem eine politische Strategie, möglichst vielen Menschen mit ihren Talenten sowie Erfahrungen Chancen zu eröffnen: "Wir sehen die Dimension in verschiedenen Ministerien verteilt und niemanden, der sich im Gesamtkontext mit Diversität beschäftigt." Ministerien und Sozialpartner haben zumindest angekündigt, dass sie ihre Programme für mehr Vielfalt auf dem Arbeitsmarkt forcieren. Dies sei eine zentrale Herausforderung, um soziale Standards zu sichern und international wettbewerbsfähig zu bleiben.

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