Neuer James-Bond-Roman

Solo

Der Schöpfer der klassischen Bond-Romane, Ian Fleming, ist bereits seit einem halben Jahrhundert tot. Mehrere Autoren haben mit unterschiedlichem Erfolg versucht, die Agentengeschichten weiterzuspinnen. Jetzt hat der britische Autor William Boyd den 007-Agenten wiederbelebt: "Solo" kommt nun auch auf Deutsch auf den Markt.

Morgenjournal, 1.10.2013

Sein Name ist Boyd, William Boyd. Der Autor so erfolgreicher Romane wie "Einfache Gewitter", "Ruhelos" und "Eines Menschen Herz" gilt als Großmeister der Spionageliteratur. Jetzt wurde er von den Ian-Fleming-Erben ausersehen, den Bond-Mythos wiederzubeleben - 60 Jahre nach dem ersten Auftritt von 007 in "Casino Royal".

"Als mir angeboten wurde, einen neuen Bond zu schreiben, habe ich keinen Moment gezögert und gesagt: ja, sofort. James Bond ist ein Teil Großbritanniens - wie die Queen oder die Houses of Parliament, die Beefeaters oder Prinzessin Diana - er ist engstens mit diesem Land verbunden", so Boyd. Er selbst habe schon als Kind Ian Fleming gelesen, erzählt William Boyd:

"Mit Elf oder Zwölf habe ich begonnen, mit 'Liebesgrüße aus Moskau', und war begeistert. Wenn man Bond jetzt wieder auferstehen lässt, ist der Erwartungsdruck natürlich groß, aber für mich ist es vor allem eine spannende Herausforderung. Ich habe schon einige Romane geschrieben, die in der Spionage-Welt angesiedelt sind und habe dafür wirklich viel recherchiert - Kalter Krieg und Geheimdienst-Operationen, da kenne mich ganz gut aus. Ich musste nur mehr Bond in dieser Welt platzieren."

Mit alten Bekannten

Die Geschichte spielt anno 1969, und im Dienste Ihrer Majestät führt der Auftrag diesmal nach Westafrika. Zanzarim nennt William Boyd das von einem Bürgerkrieg erschütterte Land. Es geht um Bodenschätze, und während die Briten als ehemalige Kolonialmacht die Regierung von Zanzarim mit Waffenlieferungen unterstützen, soll Bond herausfinden, warum es die Rebellen trotz allem schaffen, weiterhin Widerstand zu leisten.

Den Schauplatz kennt William Boyd aus eigener Erfahrung. 1952 als Sohn eines schottischen Tropenarztes in Accra, in Ghana geboren und aufgewachsen, verbrachte er - nach der Übersiedlung der Familie nach Schottland - die Sommerferien regelmäßig in Afrika, unter anderem auch in Nigeria während des Biafra-Krieges. In seinem Buch "Eines Menschen Herz" hat William Boyd darüber geschrieben - dass in diesem Buch auch bereits Ian Fleming auftritt, sei eine seltsame Fügung. James Bond als Leitmotiv eines literarischen Lebens?

"James Bond ist für mich jedenfalls wie ein wunderbares Geschenk", sagt Boyd. "Du hast einerseits freie Hand, schreibst deinen eigenen Roman ohne zu fragen: Was hätte Fleming geschrieben? Andererseits hast du wunderbare Figuren wie M, den Boss von Bond, dann Moneypenny, aber natürlich auch die raffinierten Waffen und die Liebesaffären - du musst mit all dem aber respektvoll und sorgfältig umgehen."

"Erzählerische Meisterschaft" attestiert die deutsche Tageszeitung "Die Welt" William Boyd mit seinem Bond-Roman und Mut kann man dem Autor auch nicht absprechen: Das Kultgetränk von 007 wird hier nach neuem Rezept gemischt. Und - so viel sei verraten -: Der Martini ist weder geschüttelt noch gerührt.

Service

William Boyd, "Solo. Ein James Bond-Roman", aus dem Englischen übersetzt von Patricia Klobusiczky, Berlin Verlag