"Die unendliche Geschichte" auf der Bühne

Michael Endes Roman "Die unendliche Geschichte" gehört seit seinem Erscheinen 1979 zu den Klassikern der Kinder- und Jugendliteratur. Aber auch viele Erwachsene haben den Roman gelesen und durch seine Verfilmung im Jahr 1984 wurde der Stoff weltweit bekannt, obwohl Michael Ende, sich zeitlebens von dem Film distanziert hat und ihn "Die unsägliche Geschichte" genannt hat.

Jetzt hat sich der Theaterregisseur Henry Mason der "Unendlichen Geschichte" angenommen und sie für die Theaterbühne adaptiert. Dienstagnachmittag ist Premiere im Theater der der Jugend.

Kulturjournal, 07.10.2013

Als der 10jährige Bastian ein geheimnisvolles Buch in einem Antiquariat entdeckt, weiß er: das muss er haben. Auf der Flucht vor seinem trostlosen Schüleralltag, begibt er sich auf ein unglaubliches Leseabenteuer, das ihn ins Reich Fantasien führt. Hier herrscht die kindliche Kaiserin, hier gibt es Nachtalben und Glücksdrachen, Steinbeißer und dunkle Fürstinnen, Borkentrolle und Uyulala, die Stimme der Stille.

Phantásien ist von der Zerstörung durch das alles verschlingende Nichts bedroht, und dieses Nichts kann nur ein Menschenkind aufhalten. Ein Film lasse wenig Raum für Fantasie, denn alles müsse genau gezeigt werden, das sei am Theater anders, meint Regisseur Henry Mason. Mit einfachen Mitteln und Versatzstücken werden Figuren und Räume angedeutet. Verwandlungen bleiben sichtbar, und es wird stark mit den Mitteln des Puppen- und Figurentheaters gearbeitet. Eine charmante Weise, die dem Stoff sehr entgegen kommt und wohl auch der Intention von Michael Ende eher entspricht, als der mit Spezialeffekten angereicherte Film.

"Er mochte den Film aus verschiedensten Gründen nicht, aber eine Sache, die ihm wichtig war: Er hat absichtlich im Roman Lücken gelassen, die vom Leser vervollständigt werden sollen", so Mason. "Es wiederholt sich immer der Satz: Aber das ist eine andere Geschichte und die soll ein andermal erzählt werden. Er reißt ganz viele Geschichten an und lädt den Leser ein, sie fertigzudenken."

Parabel auf die Seele

"Ich will das Ewig Kindliche in jedem Menschen ansprechen", hat Michael Ende als seinen Anspruch formuliert. Worum es ihm in der unendlichen Geschichte gegangen ist, hat er selbst nie gesagt, aber Henry Mason liest den Roman als Parabel auf die Seele: Als Meister der Phantasiegeschichten habe sich Michael Ende immer geweigert zu sagen, worum es gehe: "Ich lese es als Parabel auf die Seele und das Überleben der Seele." Die Vielfalt der Ebenen mache das Werk so faszinierend.

Der Komponist Thomas Zaufke hat die emotionale Musik beigesteuert - eine Zusammenarbeit mit Henry Mason, die sich auch schon bei der umjubelten "Alice im Wunderland"-Produktion bewährt hat. Und weil die "Unendliche Geschichte" für Henry Mason als Kind zu seinen Lieblingsbüchern gehörte - eines der wenigen, die der in England geborene Regisseur auf Deutsch gelesen hat -, hat er sich entschlossen, den gesamten 400 Seiten starken Roman auf die Bühne zu bringen, und zwar in zwei Teilen. Der zweite Teil wird im Mai Premiere haben. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.

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Theater der Jugend - Die unendliche Geschichte