EU-Parlament stimmt Piloten-Arbeitszeit zu

Europaweit sollen künftig einheitliche Arbeitszeiten für Piloten gelten - das EU-Parlament hat einem entsprechenden Vorschlag der EU-Kommission zugestimmt. Die Pilotenvereinigungen hatten bis zuletzt versucht, die EU-Abgeordneten von einem positivem Votum abzuhalten. Sie warnen vor einer Gefahr für die Flugpassagiere.

Mittagsjournal, 9.10.2013

Risiko der Übermüdung

Nicht das Bordpersonal, sondern die Piloten selbst nehmen die EU-Parlamentarier vor dem EU-Parlament in Empfang. Kapitäne in voller Montur teilen passenderweise Flugzettel aus - und versuchen die Abgeordneten im persönlichen Gespräch von den Folgen ihrer Abstimmung zu den europaweit einheitlichen Pilotarbeitszeiten überzeugen. So auch Nico Voorbach, Pilot der niederländischen Fluglinie KLM und Vorsitzender der Europäischen Cockpit Vereinigung: "Es besteht das Risiko von Übermüdung in Flugzeugen. Und das, obwohl Europa ja immer auf Nummer sicher gehen will."

Elf statt zehn Stunden

Die EU-Kommission hat gemeinsam mit den Luftsicherheitsbehörden der einzelnen Nationalstaaten Standards zu Maximalflug- und Standbyzeiten erarbeitet. Das Ergebnis aber sei ein klarer Vorteil für die Fluglinien, kritisiert Eva Lichtenberger von den Europäischen Grünen. Dies sei keineswegs der Fall, argumentieren EU-Kommission und Befürworter des Vorschlags. Die Nachtflugzeit werde erstmals mit elf Stunden limitiert. In vielen anderen Ländern lag sie bisher darüber. Dennoch verweist Nico Voorbach von der Europäischen Cockpit Vereinigung, dass andere wissenschaftliche Studien für zehn Stunden votiert hätten: "Wir befolgen nur, was Experten über Ermüdungserscheinungen sagen - Piloten sollen in der Nacht nicht mehr als zehn Stunden arbeiten. Die EU-Kommission aber hält elf Stunden fest. Deshalb ist dieser Vorschlag gegen die Sicherheit."

Weniger Jahresarbeitszeit

Der Vorschlag aber hat auch positive Seiten, wie selbst der Pilotenvertreter einräumt. So wird die Jahresarbeitszeit, die derzeit bei 1.300 Stunden liegt, auf 1.000 Stunden reduziert. Da sind auch Standby-Zeiten eingerechnet. Durchschnittliche Europäische Arbeitnehmer leisten jedes Jahr 2.000 Stunden, hält der Befürworter des Kommissionsvorschlags Werner Kuhn von der Europäischen Volkspartei dagegen, der sich für europaweit einheitliche Arbeitszeiten einsetzt.

Die EU-Kommission kommt den Kritikern dennoch entgegen. Sollten Airlines ihre Piloten länger als zehn Stunden in der Nacht fliegen lassen, so müssen sie entsprechende Vorkehrungen treffen, um die Sicherheit zu gewährleisten. Das immerhin kann als kleines Schuldeingeständnis verstanden werden.