Hugh Jackman in "Prisoners"
Rund eine halbe Million Jugendlicher und Kinder wurden 2012 in den USA als vermisst gemeldet. Mehr als 95 Prozent von ihnen werden gefunden oder kehren nach Hause zurück. Doch die Zeit des Wartens und der Ungewissheit ist für die Angehörigen schier unerträglich. Auch für zwei Familien im US-amerikanischen Thriller "Prisoners", in dem zwei kleine Mädchen verschwinden. Eine fieberhafte Suche beginnt.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 9.10.2013
"Bete für das Beste und sei bereit für das Schlimmste!" Nach diesem Grundsatz lebt der Handwerker Keller Dover (Hugh Jackman) mit seiner Familie in Pennsylvania. Und dann passiert es, das Schlimmste: Die kleine Tochter verschwindet spurlos, gemeinsam mit der Tochter einer Nachbarsfamilie. Schon bald findet der Ermittler der örtlichen Polizei (Jake Gyllenhaal) einen Verdächtigen. Doch der vermeintliche Täter (Paul Dano) ist geistig zurückgeblieben, Beweise gibt es nicht, der Polizist tappt im Dunkeln.
"Das Richtige tun"
Was ist moralisch erlaubt, wenn man in eine psychische Ausnahmesituation gerät? Darf man selbst gegen das Gesetz verstoßen, wenn man glaubt, die Gesetzeshüter wären unfähig? Muss man als Gesetzeshüter gegen Gesetze verstoßen, wenn sie die Arbeit behindern? Der Film "Prisoners" stellt Grundsatzfragen. "Alle Figuren sind eigentlich Antihelden, jeder für sich überzeugt, das Richtige zu tun", meint der kanadische Regisseur Denis Villeneuve. Und Hugh Jackman ergänzt: "In einer derartigen Extremsituation wäre es normal, dass man nicht höflich bleibt und sich nicht mehr darum kümmert, was andere meinen."
Ramponierte Weltbilder
Hier werden typisch amerikanische Weltbilder ramponiert: nicht nur, dass sich die Tat ausgerechnet an Thanksgiving ereignet, wird auch der Glaube an Gott und gleich danach an den unerschütterlichen Familiensinn zertrümmert. Männer, die gewohnt sind anzupacken, werden zu "Prisoners", zu Gefangenen ihrer selbst, sind zur Ohnmacht verdammt und verrennen sich in moralisch fragwürdige Gebiete ihrer verdunkelten Seelen.
Provinzversion des Thrillers "Seven"
Kein Zufall, dass der Vorname des Handwerkers "Keller" lautet, genau in diese steigt man bei der Suche nach dem Täter immer wieder hinunter, Orte des Grauens und des Schmutzes, irgendwo in den unwirtlichen Wäldern von Pennsylvania, wo Regen und Kälte das Übrige tun. Wohlfühlatmosphäre wird man im Film "Prisoners" nicht begegnen; eine Art Provinzversion des Thrillers "Seven", dem man in Sachen Spannung und Abgründigkeit keinesfalls nachstehen will.