Liberace
Man nannte ihn den "King of Bling", also den König des Glitzerschmucks und nicht nur mit seinen ausgefallenen Bühnenoutfits, sondern auch mit seiner Fingerfertigkeit wurde der Pianist Liberace weltbekannt.
8. April 2017, 21:58
Bis zu seinem Tod 1987 durch Aids ließ er in mehreren Gerichtsprozessen seine Homosexualität dementieren. Im 1988 erschienenen Buch "Behind the Candelabra" schilderte Scott Thorson, Liberaces Gefährte von 1976 bis 1982, sein Leben mit dem Pianisten, zugleich der Originalfilmtitel und die Grundlage für ein Drehbuch, das nun US-Regisseur Steven Soderbergh mit Michael Douglas und Matt Damon verfilmt hat.
Morgenjournal, 15.10.2013
Werde ich jemals wieder die Augen ganz schließen können? Der Schönheitschirurg verneint, doch da hat sich Liberace (Michael Douglas) ohnehin schon längst entschieden. Im Nu sind die Falten weg und der ältere Herr fühlt sich wie aus dem Jungbrunnen neu geboren. Doch damit nicht genug, denn auch der junge Liebhaber (Matt Damon) soll unters Messer und am Ende seinem väterlichen Geliebten ähnlich sehen. Nichts ist unmöglich, wenn man verliebt ist und über das nötige Kleingeld verfügt.
Homosexualität geheim gehalten
Zwischen Befriedigung des eigenen Narzissmus und der Suche nach perfekter Harmonie, zwischen exaltierter Künstlerpersönlichkeit und tiefsitzendem Familienwunsch siedelt Regisseur Steven Soderbergh die Beziehung zwischen dem weltbekannten Entertainer und der, nach Eigendefinition, Liebe seines Lebens an, eine Liebe, die nicht zuletzt aus geschäftlichem Interesse geheim bleiben musste. Ihm sei es aber, so Regisseur Steven Soderbergh, weniger um die sozio-politische Dimension des Stoffs, sondern vor allem um eine möglichst authentische Darstellung dieser Beziehung gegangen.
Glitzernde Luxusautos
"Liberace" ist ein Kostümfilm im wahrsten Sinne des Wortes, denn der extravagante Lebensstil des Maestros läuft offene Türen bei jedem Filmausstatter ein, von Liberaces Paillettenorgien auf den Bühnenkostümen über seine oft mit Tausenden Spiegelplättchen übersäten Luxuskarossen bis hin zum schwelgerischen Interieur seines Privatpalastes. Darsteller Michael Douglas bewegt sich darin, als wäre er dort quasi aufgewachsen.
Sarkasmusfrei
Doch immer wieder nimmt Steven Soderbergh Liberace die Maske ab, auch die skurrile Perücke. Von einem Moment auf den anderen blickt man von der unfreiwilligen Komödie hinab in die wahre Tragödie dieses Mannes, dem kein Friede mit seiner Gier nach Geborgenheit vergönnt war. Doch selbst dann sind es liebenswürdige Blicke auf einen begnadeten Exzentriker, ohne Häme, ohne Sarkasmus und ohne Peinlichkeit. Soderbergh nimmt Liberace den Glanz, ohne ihn matt erscheinen zu lassen.